Underground

von

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  • ISBN: 978-3764503680
  • Mein Rating: 7/10

Nachts, in der New Yorker U-Bahn, fällt Jack Reacher eine Frau auf, die er für eine Selbstmordattentäterin hält, da sie alle typischen Merkmale von Selbstmordattentätern aufweist. Als er sie davon abbringen will, erschiesst sie sich vor seinen Augen. Danach interessieren sich plötzlich verschiedene Gruppen für ihn, in der Annahme, die Frau hätte ihm vor ihrem Tod einen USB-Stick übergeben...

Ich fand Underground spannend und reich an Action, mit einer interessanten Hauptfigur, Jack Reacher. Auch gefiel mir, dass der Autor aktuelle Themen anschneidet wie etwa den Kampf gegen den Terrorismus und die damit einhergehende Ausweitung der Befugnisse der Behörden. Die Story selbst fand ich jedoch etwas zu konstruiert.

Zitate aus dem Buch

Selbstmordattentäter sind leicht zu entdecken. Sie senden alle möglichen verräterischen Signale aus. Hauptsächlich aus Nervosität. Logischerweise sind sie alle Anfänger.

Sie hatte gute Chancen, mich zu verfehlen – selbst aus zwei Meter Entfernung. Die meisten Schüsse aus Handfeuerwaffen gehen daneben. Vielleicht nicht auf dem Schiessstand, nicht mit Ohrenschützern und Schiessbrille, ohne Zeitdruck und ohne dass etwas auf dem Spiel steht. Aber im richtigen Leben, mit Panik und Stress, zitternden Händen und jagendem Herzen haben Handfeuerwaffen mehr mit Glück oder Pech zu tun.

Ihr Kopf war praktisch nicht mehr da. Aber die gegen Graffiti resistente Glasfaserwand erfüllte ihre Aufgabe. Weisse Knochensplitter, dunkles Blut und graue Gehirnmasse liefen über die glatte Fläche nach unten, klebten nicht fest, hinterliessen dünne Kriechspuren.

Docherty fragte: "Wie war ihnen zumute?" Ich fragte: "Wann?" - "Als sie sich umgebracht hat." - "Ich war froh, dass sie nicht mich erschossen hat."

Ich bin weiss Gott nicht ängstlich, aber Ärger mit dem heutigen Sicherheitsapparat vermeidet man am besten. Das hätten mir auch Franz Kafka und George Orwell geraten.

Heutzutage benutzt jeder kleine elektronische Geräte, die den Namen von Obst tragen.

Früher hatte ich immer ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich in Buchläden las, ohne die Absicht zu haben, etwas zu kaufen. Aber die Buchhandlungen selbst stört das anscheinend nicht. Sie ermutigen einen sogar dazu. Manche stellen sogar Sessel auf.

Die Buchhandlung hatte eben erst geöffnet, aber sie sah bereits wie ein Flüchtlingslager aus. Überall Leute, die inmitten von Bücherstapeln, die viel höher waren als meiner, auf Stühlen oder dem Boden sassen.

Nimmt man politische Kandidaten als Bevölkerungsquerschnitt, gehören die Vereinigten Staaten zur Dritten Welt. Jeder wächst arm auf, fliessendes Wasser ist ein Luxus, neue Schuhe gibt's selten, eine anständige Mahlzeit ist ein Grund zum Feiern.

Für einen Gejagten ist Manhattan der beste und zugleich der schlimmste Ort der Welt. Der beste, weil es dort von Menschen wimmelt, sodass man überall von Hunderten von Augenzeugen umgeben ist. Zugleich der schlimmste, weil es dort von Menschen wimmelt und man sich jeden einzelnen genau ansehen muss, was ermüdend und frustrierend ist und einen mit der Zeit zum Wahnsinn treibt.

"Wie lautet ihre Telefonnummer?", wollte er wissen. "Ich habe kein Telefon", antwortete ich. "Nicht mal ein Handy?" - "Vor allem kein Handy." - "Tatsächlich?" - "Ich bin dieser Kerl", sagte ich. "Glückwunsch. Sie haben mich gefunden." - "Welcher Kerl?" - "Der einzige Mensch der Welt, der kein Handy besitzt."

Sie sprach höflich, bittend, leicht unterwürfig, ein wenig zaghaft. Aber zugleich lag in ihrer Stimme etwas, das mir überdeutlich in Erinnerung rief, dass das letzte Mal, dass irgendein Kerl Nein zu ihr gesagt hatte, vermutlich ein Jahrzehnt zurücklag.

"Sie behaupten, Mutter und Tochter zu sein. Aber das nehme ich ihnen nicht ab. Die angebliche Tochter ist bildhübsch, die angebliche Mutter ein potthässlicher Trampel."

Ich fragte: "Wer waren die vier Kerle?" - "Das weiss keiner", antwortete Docherty. "Das scheint der Zweck der Hämmer gewesen zu sein. Ihre Gesichter sind Brei, die Zähne ausgeschlagen, die Finger geben keinen Abdruck mehr her."

Bevor du jemanden kritisierst, solltest du eine Meile in seinen Schuhen gehen. Kritisierst du ihn dann, hast du eine Meile Vorsprung, und er muss dir auf Strumpfsocken nachlaufen.

"Keine Ausweise, keine Namen, keine Belehrung über meine Rechte, keine Anklage, kein Anwalt. Tapfere neue Welt, nicht wahr?"

"Wo hatten sie das Ding [USB-Stick] versteckt?" Ich gab keine Antwort. "In einer Körperöffnung?" - "In ihrem Interesse hoffentlich nicht. Sie haben ihn gerade angefasst."

Ich öffnete die Augen. Schaute mich um. Entdeckte zweierlei. Erstens, Teresa Lee befand sich in dem Käfig rechts von mir, zweitens, Jacob Mark in dem links von mir. Beide waren Cops. Keiner von ihnen trug Schuhe. Das war der Augenblick, in dem ich mir Sorgen zu machen begann.

Die gute Nachricht war, dass sie nicht versuchen würden, mich umzubringen. [...] Die schlechte Nachricht war, dass es viele schwere Verletzungen gibt, die keineswegs tödlich sind.

Nachdem ich die Kerle so zurechtgerückt hatte, dass sie nicht zur Seite sacken und ersticken würden, renkte ich ihnen den rechten Ellbogen aus. Sie waren beide Rechtshänder, und ich konnte mir ausrechnen, dass dies nicht die letzte Begegnung war. Für diesen Fall sollten sie ausser Gefecht sein. Dauerschäden waren nicht zu befürchten. Nach drei Wochen in einem leichten Gips würden sie wieder so gut wie neu sein.

"Wer sind sie wirklich?" - "Das werden sie erfahren." - "Ich will es jetzt wissen." - "Ich bin ihr schlimmster Albtraum. Seit etwa zwei Stunden."

Von Flüchtenden wird erwartet, dass sie schnell und weit fliehen. Niemand rechnet damit, dass sie ganz in der Nähe umherschlendern, sich in Cafés und Geschäften herumtreiben.

"War es afghanische Volksmusik?" - "Ja", sagte ich. "Das war es." - "Auf einer DVD?" - "Mit ein paar Tanzvorführungen." - "Das glaube ich ihnen nicht. Sie schauen reichlich blass um die Nase aus. Afghanische Volkstänze sind ziemlich mies, aber nicht so schlecht." - "Auf der DVD waren Videos", erklärte ich. "Zwei Männern wird der Bauch aufgeschlitzt, die Eingeweide herausgehoben und auf die Brust gelegt worden."

Ich sehe nicht gerne durch Spione in den Türen von Hotelzimmern. Zu gefährlich. Ein Angreifer auf dem Korridor braucht nur abzuwarten, bis der Spion sich verdunkelt, und dann hineinzuschiessen.