Die erste Miete ging an die Mafia
Was ich bin: Reporter
von Peter Hossli
- Buch auf Amazon
- ISBN: 978-3859329393
In Die erste Miete ging an die Mafia erzählt der Autor – der, unter anderem, für die Ringier-Gruppe gearbeitet hat und während rund zehn Jahren als freischaffender Reporter in den USA tätig war – von seiner Arbeit als Reporter und gewährt damit einen Blick hinter die Kulissen.
Ich fand Die erste Miete ging an die Mafia ein durchschnittliches Buch mit zahlreichen interessanten Anekdoten. Vermisst habe ich jedoch einen roten Faden. Teilweise hatte ich den Eindruck, eine Autobiografie zu lesen. Dann wiederum fühlte es sich eher an wie ein Ratgeber für Reporter, was ich keiner bin.
Meine Notizen
Die Glückspille
Es war mein Geschäftsmodell als freier Journalist in den USA, fesselnde, aber schwierig zu verwirklichende Geschichten anzubieten. Im besten Fall druckten Magazine sie weltweit.
Im Griff hat mich die Neugier, dieses heimtückische Biest. Es ist nie satt, will immer mehr. Es lockt und trägt mich an aussergewöhnliche Orte, zu Menschen, die Persönliches, manchmal Intimes preisgeben. Was nicht einfach ist für jene, die ich liebe, mit denen ich lebe, die ich zurücklasse. Sie müssen mich mit jenen teilen, über die ich schreibe. Diese liebe ich nicht, aber gernhaben muss ich sie, mich ihnen öffnen, egal, wo sie weltanschaulich stehen. Nur so geben sie preis, was ich bei ihnen suche: eine Geschichte, die bleibt, die mehr ist als eine schnelle Schlagzeile.
Dark Times
Mag ein Reporter Kürzel wie SEO, ROI und PPC lieber als Menschen, sollte er Buchhalter werden. Leser haben nichts von Suchmaschinenoptimierung (SEO), Return on Investment (ROI) und Pay per Click (PPC). Sie wollen Geschichten, die informieren, ihnen helfen, den Alltag einzubetten, sie unterhalten.
[Der Journalist] allein ändert selten etwas. Berichtet er verantwortungsvoll und gewissenhaft, kann er im besten Fall mit Texten und Fotos etwas anstossen, das Politiker wie Private zum Handeln anregt, das Bürgerinnen und Bürger befeuert, eine Änderung einzufordern.
Ein "Erlebnis" in Somalia
Die Frage der journalistischen Neutralität treibt mich um. Sie hält mich davon ab, in Kriegsgebiete zu reisen. Selbst von dort muss der Reporter unparteiisch berichten. Er darf nicht eingreifen. Ich zweifle, ob es mir gelänge, nicht zwischen Tätern und Opfern zu unterscheiden.
Wir versuchen, nicht allzu lange unterwegs zu sein. Je weniger Zeit, desto fokussierter arbeiten wir.
Es regieren nicht nur Katastrophen und Hilflosigkeit in Afrika, es gibt – wie bei uns – Erfolge und Reinfälle.
"Ich bin ein scheuer Mensch. Als Reporter kann ich die Scheu ablegen, in eine Rolle schlüpfen, in der ich jeden Mensch der Welt alles fragen darf."
Der Puff in Penang
Mein Vater – ein Alkoholiker, der meine Mutter, meine drei Brüder und mich tyrannisierte – gab mir wenig. Etwas ist hängengeblieben. "Mache das, was du gerne machst; machst du es gut, kommt das Geld von selbst", gab er mir mit.
Stirbt er, müssen meine Brüder und ich sofort das Erbe ausschlagen. Sonst bleiben uns Millionen Franken an vererbten Schulden.
Eldorado
"Kannst du beides? Student und Journalist sein?" Wie sollte ich das wissen? Hatte das noch nie getan. Ein überstürzter Abbruch des Studiums, wie das viele Journalisten für eine erste Stelle tun, kam nicht in Frage. "Ja, das traue ich mir zu." Es war ein Bluff, aber ein kalkulierter. Mit Disziplin würde es gelingen. Scheitern war keine Option.
Für 10'000 Dollar gebe ich dir ein Interview
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Kalt geschrieben, kalt erwischt
"Schreib es kalt!" Der Befehl fällt auf Redaktionen oft. Kalt schreiben. Gemeint ist, einen Text aus vorhandenen Texten neu zusammenzusetzen. Ein Porträt über eine Person zu fabulieren, die man nie getroffen hat. Eine geistreiche Analyse zu verfassen, die auf Gedanken anderer beruht, ohne dies zu kennzeichnen.
Besser als der Huber und der Meier
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Vielleicht eine halbe Seite
"Ein Flugzeug steckt im World Trade Center, soll ich dir etwas dazu schreiben?" - "Ist halt etwas weit weg von uns, vielleicht habe ich eine halbe Seite frei."
Es sind unfassbare Sekunden, während denen das World Trade Center einstürzt. Wer sie am Fernsehen verfolgt, glaubt einen Katastrophenfilm zu sehen, entstanden in einem Studio. Wer sie live vor Ort erlebt, empfindet Todesangst, eine unerträgliche körperliche Beklommenheit.
Mir war klar: Der 11. September 2001 war nur der erste Tag einer epischen Geschichte, die Reporter und Fotografen jahrelang beschäftigen wird. Als freier Journalist würde ich finanziell davon profitieren.
BIG STORY, small set
Eine Woche Zeit, um in einem Nachrichtenmagazin über ein Newsereignis zu berichten: das wäre heute unmöglich. Das Nachrichtenrad dreht viel rascher. Passiert etwas am Dienstag, ist es am Sonntag längst auserzählt.
Wo sich viele Journalisten aufhalten, hat es keine Geschichten.
Das kaputte Lämpchen im Kronleuchter
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Die Türe zum Hause Ringier
Der Butler
Eine erste Version ist 34'000 Zeichen lang, die neunte hat 15'000 Zeichen. Schreiben ist Kürzen und Weglassen. Substanz geht kaum verloren, aber Geschwätzigkeit und Redundanz.
Schwarzbrot und Butter
Abschreiben hat vielerorts das Schreiben ersetzt.
Gutes Schreiben ist Denken, immer wieder Überarbeiten, Umdenken oder Neudenken.
The news is you chartered a jet
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Southampton
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Ich kaufe deinen Kopf, nicht deinen Arsch
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Wie fühlen Sie sich?
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Nie hat etwas dichtgehalten
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Glücksache
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No es mi problema
Respekt erwirbt ein Reporter nicht, indem er nett, sondern indem er kritisch und korrekt ist.
Der Fluglehrer
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Das A-Wort
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Der Kopf
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Verdammt, wo ist Pascal?
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Balkan-Express
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Seitenweise Kulleraugen
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Droge Donald
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Warum?
Ohne Freiheit der Medien gibt es keine Demokratie.