Die Hungrigen und die Satten

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  • ISBN: 978-3847906605
  • Mein Rating: 7/10

Die deutsche Starmoderatorin Nadeche Hackenbusch wird von ihrem Sender für die Sendung Engel im Elend nach Afrika ins grösste Flüchtlingslager der Welt geschickt. Unterstützt wird sie vor Ort von einem Flüchtling namens Lionel. Anfangs ist Nadeche wenig begeistert von diesem Auftrag, doch im Laufe der Zeit verwandelt sie sich in eine engagierte Helferin. Als es wieder zurück nach Deutschland gehen soll, kann sie "ihre" Flüchtlinge nicht im Stich lassen. Zudem hat sie sich in Lionel verliebt. Und so entsteht der Plan, mit 150'000 Flüchtlingen nach Deutschland zu marschieren. Begleitet vom Fernsehen.

Mich hat Die Hungrigen und die Satten positiv überrascht. Das Buch ist, trotz gewisser Längen, spannend geschrieben und regt zum Nachdenken an. Einzig den Schluss empfand ich als zu unrealistisch.

Zitate aus dem Buch

Wenn jeder Tag genauso ist wie der Tag zuvor, dann werden kleinste Veränderungen aufregend.

Sie wollten die Schlepper bekämpfen, hiess es. Dabei können Regierungen Schlepper nicht bekämpfen. Es ist wie bei Drogen und Nutten und Alkohol: Das Einzige, was Regierungen beeinflussen können, ist der Preis. Jeder Polizist, jedes Kriegsschiff, das sie losschicken, erhöht letzten Endes nur den Preis, und genau das war dann passiert: Die Preise sind gestiegen, und sie steigen immer noch. Bezahlen können die Tarife nur noch wenige, was unterm Strich darauf hinausläuft, dass die Schlepper jetzt für mehr Geld weniger arbeiten müssen.

"Ich frage mich, wer überhaupt noch mit dir verhandelt, so wie du stinkst."

Wenn Regierungen etwas tun, dann rasch nach dem Amtsantritt. Weil sie ihren Wählern zeigen müssen, dass die Wahl etwas bewirkt hat. Doch nach zwei, drei Jahren sind die angenehm dünnen Bretter gebohrt. Was danach übrig ist, ist riskant und mühsam.

Und Marion weiss ja selbst: Sie hat einfach nicht den Körper für eine Karriere. Die Schultern sind zu breit, der Po zu schmal, ein Körper wie geschaffen zum Striptease in einer Schwulenbar.

Sie hat den ganzen Tag lang gesehen, wie Menschen auf etwas so Langweiliges wie Bohnen warten. Für einen Moment erinnerte sie der Anblick an Mädchen, die für die limitierte Lagerfeld-Kollektion bei H&M anstehen. Sogar die Angst in den Augen ist vergleichbar, die Angst, dass der Vorrat begrenzt sein könnte.

"Wir werden weitermarschieren. [...] Das ist praktisch derselbe Moment, wie wenn man in ein winziges Schlauchboot steigt. Man riskiert sein Leben. Ihr Land ist für uns wie das Meer. Wir erwarten auch vom Meer nicht, dass es uns die Durchreise erlaubt. Wir gehen einfach weiter und sehen, ob wir sterben. [...] Sie werden uns töten müssen." - Dann werden wir sie töten. Verstehen sie das?" - "Dann werden sie uns töten. Ich verstehe das. [...] Dann werden sie uns töten, wie das Meer uns tötet. Ich sage doch: Es macht keinen Unterschied für uns, es geht vielleicht sogar schneller. Es ist auf jeden Fall billiger, weil wir keine Schwimmweste brauchen. Der Einzige, für den es ein Unterschied ist, sind sie." - "Wie meinen sie das?" - "Das Meer macht keiner für seine Taten verantwortlich. Das Meer ist das Meer. Bei ihnen ist das anders. Sie sind die Republik Türkei. Sie haben eine Wahl." - "Sie auch. Sie könnten stehen bleiben." - "Und vor ihrer Grenze alt werden und sterben? Das werden wir nicht tun. Wir werden marschieren und sie zu einer Entscheidung zwingen. Sie werden über unsere Leben entscheiden müssen. [...] Und dass wir uns richtig verstehen: Wir werden ihnen die Entscheidung so schwer wie möglich machen. Wir werden die Fernsehkameras der Welt dabeihaben. Und das Erste, was sie töten müssen, werden unsere Frauen und Kinder sein."

Es sagt sich so leicht: "Wir riskieren unser Leben so oder so." Aber man riskiert es doch nur, weil man davon ausgeht, dass man es nicht verliert.