Wolf

von

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  • ISBN: 978-3442313075
  • Mein Rating: 8/10

Familie Anchor-Ferrers, bestehend aus den Eltern Oliver und Matilda sowie der erwachsenen Tochter Lucia, möchte etwas Zeit in ihrem abgelegenen Ferienhaus verbringen. Kaum angekommen, finden sie Eingeweide, aufgehängt an einem Baum. Dies weckt Erinnerungen an einen spektakulären Mordfall vor 15 Jahren ganz in der Nähe. Damals wurde ein Liebespaar – der Ex-Freund von Lucia und dessen Freundin – brutal ermordet und deren Eingeweide aufgehängt. Der Täter wurde gefasst und sitzt seine Strafe ab. Oder wurde er in der Zwischenzeit entlassen? Plötzlich tauchen zwei Männer auf, die sich als Polizisten ausgeben, die in einem Mordfall in der Nachbarschaft ermitteln würden. In einem günstigen Moment überwältigen sie überraschend die Familienmitglieder. Die Männer haben es jedoch nicht auf Wertsachen oder Geld abgesehen, vielmehr möchten sie Oliver so stark einschüchtern, dass er sein Buch nicht veröffentlicht...

Ich fand Wolf einen äusserst spannenden und gut geschriebenen Thriller, der mit einer überraschenden Wendung endet. Einzig den Erählstrang mit dem Walking Man und Inspektor Caffery fand ich seltsam, irgendwie hat dieser nicht so richtig zum Rest des Buches gepasst. Aber vielleicht lag dies auch daran, dass ich keines der vorherigen Bücher mit Inspektor Caffery gelesen habe...

Zitate aus dem Buch

"Sie machen auf Mitgefühl, aber sie verstehen nichts. Nicht richtig jedenfalls. Das tut niemand. Sie haben vielleicht schon erlebt, dass ein nahestehender Mensch stirbt – im Krankenhaus oder zu Hause. Dann gibt es einen Toten zu begraben, eine Begräbnisfeier, eine Trauerperiode und das alles. Aber niemand weiss wirklich, wie es ist, wenn ein geliebter Mensch verschwindet. Wenn man nichts weiss. Tag für Tag für Tag. Das ist die Hölle auf Erden."

"Ich möchte sie natürlich nicht beunruhigen, Mrs Anchor-Ferrers, aber so etwas Bestialisches habe ich noch nie gesehen. Er hat sie hier aufgeschnitten." Er legt einen Finger auf seinen Bauch. "Hat alles herausgezogen. Ich frage mich, was er dabei gedacht hat... Als wollte er sie ganz leermachen."

Es wäre besser gewesen, denkt Oliver, die Männer hätten ihn und die Familie einfach umgebracht, als sie zur Tür hereinkamen. Dieser sich hinschleppende Ablauf ist unerträglich.

Was immer mit ihnen geschieht, wird von den Überwachungskameras aufgezeichnet werden. [...] Die ganze Anlage ist ein streng gehütetes Geheimnis, und er hat alle Spuren verwischt, indem er mehrmals die beauftragte Firma gewechselt hat. Nicht mal Matilda weiss, wo die Kameras sind. Sie hat es aufgegeben, danach zu fragen. Nur eines bereut er: dass er Lucias hartnäckiger Gegenwehr nachgegeben und hier, in ihrem Zimmer, keine Kamera installiert hat. Was Oliver passiert, wird nicht aufgezeichnet werden.

Die Genitalien haben eine weite Reise hinter sich gebracht, seit der Walking Man sie von Evans' Körper getrennt hat. Sie waren zu verschiedenen Zeiten in einer Keksdose auf dem Fensterbrett im früheren Haus des Walking Man, in einem Aufbewahrungsfach im Leichenschauhaus in Flax Bourton, und nach einer Reihe von Tests [...] hat man sie vernichtet, und zwar in einem Verbrennungsofen, der nur fünf Autominuten von dem Pflegeheim entfernt ist, in dem Evans jetzt wohnt. Er hätte im Tagesraum am Fenster sitzen und den Rauch aus dem Verbrennungsofen beobachten können, in dem seine Genitalien eingeäschert wurden. Wenn der Walking Man ihn nicht auch noch um seine Augen erleichtert hätte.

"Sie haben recht. Genau das wird passieren. Wir werden sie umbringen." Sie schweigt lange und schockiert. "Was sagen sie da?" - "Oh, keine Sorge", sagt er beruhigend. "Es wird nicht schnell passieren. Es wird lange, lange dauern. Tagelang, wahrscheinlich. Vielleicht sogar Wochen."

Oliver Anchor-Ferrers wird nicht sterben. Auch Matilda nicht. Auch das Mädchen nicht, diese Lucia. Keiner von ihnen. Bei diesem Job geht es nur um Angst. Um einen Hirnfick.

Fast wäre sie der Archetypus der Pubwirtin – wenn ihre Intelligenz nicht wäre.

Er sucht eine einzelne Auster im Ozean.

"Sie haben noch nie jemanden umgebracht. Stimmt's?" [...] Er sieht die Antwort in Honigs Augen und schüttelt niedergeschlagen den Kopf. "Mein Gott. Ich hatte gehofft, sie hätten wenigstens mal jemanden verletzt. Dann ist das ganze Gequatsche also nur gespielt...?"

Ihm gegenüber sitzt ein Monster. Ein Mann, der die Eingeweide eines anderen Menschen vergnügt als Dekoration verwendet.

"Pass auf dich auf, okay?" - "Soll das heissen, dir liegt was an mir?" - "Nein. Das soll heissen, du hast meine Rechnung noch nicht bezahlt."

"Ist das eine richtige Festnahme oder eine von der Sorte, wo ich in den Arsch gefickt werde und dann die Treppe runterfalle?"

Er ist tot, das sieht Caffery, ohne ihn zu untersuchen. Niemand verliert so viel Blut und kann dann noch davon erzählen.