Untergetaucht

Eine junge Frau überlebt in Berlin 1940 - 1945

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  • ISBN: 978-3100367211
  • Mein Rating: 8/10

In Untergetaucht erzählt die Autorin, wie sie als Jüdin die Kriegsjahre von 1940 bis 1945 in Berlin überlebt hat. Sie erzählt von der Zwangsarbeit bei Siemens, ihrem Fluchtversuch nach Bulgarien, ihrer Abtreibung, von sexuellen Übergriffen, und natürlich von ihrem Untertauchen und den Menschen, die ihr dabei geholfen haben.

Ich fand Untergetaucht ein faszinierendes Buch über den Überlebenskampf einer jungen Frau. Leicht irritiert hat mich der nüchterne Tonfall, welcher wahrscheinlich ein Schutzmechanismus ist, um mit den traumatischen Ereignissen klarzukommen. Etwas verwirrend fand ich die vielen Namen, diesbezüglich hätte die Autorin durchaus den einen oder anderen Namen weglassen können.

Meine Notizen

Prolog

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"Ich sollte mich behaupten lernen" - Kindheit und Jugend in Berlin

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"Allein in die Eiswüste" - Zwangsarbeit bei Siemens

In einer abnormen Situation darf man sich nicht normal benehmen. Man muss sich anpassen.

Es war eine sehr harte, körperliche Arbeit. Noch schlimmer aber waren der Stumpfsinn und die ewige Wiederholung derselben Handgriffe, verbunden mit dem Gefühl, etwas Falsches zu tun – nämlich der deutschen Rüstungsindustrie zu dienen.

Nicht nur unsere Feinde haben Vorurteile gegen uns, sondern auch wir haben Vorurteile gegen alle Nichtjuden.

Ich fasste mir ein Herz. "Ich möchte entlassen werden", sagte ich: "Aber ich kann als Zwangsarbeiterin ja nicht kündigen." - "Warum wollen Sie denn von uns weg?" - "Ich will mich retten." [...] "Gut", sagte er schliesslich, "ich werde das veranlassen. Wir kündigen Ihnen wegen Krankheit."

Ich war so verarmt, dass ich meine Kohlekarten verkaufte, um mir Lebensmittel leisten zu können. Dabei wurde es im Winter barbarisch kalt. Aber ich hatte beschlossen, lieber zu hungern und zu frieren und manche Mahlzeit einfach zu verschlafen, als meine Kraft in der Zwangsarbeit zu verschwenden.

In diesem Moment kam die Vorarbeiterin herein und pöbelte sofort los: "Rausschmeissen muss man die Judensau, dieses dämliche Schwein, die ist nicht einmal das Anspucken wert!" Nachdem sie eine Kleinigkeit im Büro erledigt hatte, verliess sie den Raum. Ich sagte: "Ja bitte, entlassen Sie mich doch. Ich darf nämlich nicht kündigen." - "Ach so!", antwortete die Büromitarbeiterin, "das wusste ich nicht. Na gut, entlassen wir Sie. Ihre Vorarbeiterin hat ja gesagt, dass Sie unfähig sind."

Der Briefträger wollte ein Einschreiben für Herrn Kaplan abgeben. Ich sagte: "Der ist nicht da. Der ist abgeholt worden." - "Ach so! Da weiss ich, was ich schreiben muss: Unbekannt in den Osten verzogen", sagte der Briefträger, ein älterer Mann. "Und hier habe ich noch etwas. Hier muss auch ein Fräulein Jalowicz wohnen." Ich erkannte den Umschlag sofort: Es war eine neue Aufforderung vom Arbeitsamt. "Da schreiben Sie auch drauf: Unbekannt in den Osten verzogen", sagte ich schnell. Und so wurde ich aus der Kartei des Arbeitsamtes gelöscht, weil ich die Frechheit hatte, den Behörden mitzuteilen, dass ich bereits deportiert sei.

"Ein Regenbogen von unvorstellbarer Schönheit" - Fluchtversuche und Untertauchen

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"Das alles tut uns der Feind an" - Der erste Winter im Versteck

Er erzählte mir am selben Abend, dass er die Juden dermassen hasse, dass er sie auf viele Meter Entfernung riechen könne.

Ich hatte gelernt: um glaubwürdig zu sein, muss man vertraute Verhältnisse – ohne Lügen, die man dann im Gedächtnis behalten muss – ganz realistisch schildern, auch wenn man sie in einen anderen Zusammenhang stellt.

"Es gibt Dinge, die sind so absurd, dass sie sich niemand ausdenken kann, auch nicht der phantasiebegabteste Filmemann."

Damals beschloss ich: Wenn ich überlebe und ein anständiger Mensch bleibe, werde ich mein ganzes Leben lang versuchen, genau hinzuhören, ob jemand mich braucht. Denn es sind manchmal nur ein paar Worte, es ist eine kleine Geste im richtigen Augenblick, die einen Menschen in Not wieder aufrichten kann.

"Ich war das Fräulein ohne Namen" - Ein beinahe normales Leben ab 1943

Es war das einzige Mal in der ganzen Zeit, dass ich weinte, und ich schämte mich vor mir selbst. Ich hatte nicht einmal geweint, als meine Verwandten ins Vernichtungslager abtransportiert worden waren. Aber jetzt konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. "Ich weine vor Freude", sagte ich. Dieser Kuchen war ein Hochgenuss, den ich mir nicht mehr hatte vorstellen können.

"Ich hatte mich nicht zu ergeben" - Der Krieg ist zu Ende

[...] überleben heisst auch, nicht auf das Niveau des Feindes abzusinken.

Nachwort

Deutsche haben Millionen Juden ermordet. Deutsche Menschen waren es aber auch, die, ihr Leben aufs Spiel setzend, grosse Opfer gebracht haben, um mir durchzuhelfen.