Umwege

Von Höhenflügen, Abstechern und Sackgassen

von

  • Buch auf Amazon
  • ISBN: 978-3037630884
  • Mein Rating: 7/10

Umwege ist die Autobiografie von Röbi Koller, einem Schweizer Radio- und Fernsehmoderator, der, unter anderem, durch SF Spezial, Quer, und Happy Day schweizweit bekannt wurde.

Ich habe Röbi Koller durch SF Spezial und Quer "kennengelernt". Von daher war es interessant, ein wenig mehr über ihn zu erfahren. Das Buch ist kurzweilig geschrieben, wobei sich mir die Logik hinter der Reihenfolge der Kapitel nicht ganz erschloss. Gewisse Themen, zum Beispiel die "SF Spezial"-Sendungen, hätten gerne noch etwas ausführlicher behandelt werden dürfen. Anderen Themen hingegen wurde zuviel Platz eingeräumt, wie zum Beispiel der Beerdigung einer Tante. Als komplett fehl am Platz empfand ich die Kurzinterviews mit Taxifahrern in verschiedenen Ländern.

Meine Notizen

Umwege

Umwege sind lästig. Man verliert Zeit und Orientierung und ist verunsichert. Und wenn man endlich ankommt, ist die Party vorbei! Als Mann ist man ja von klein auf darauf konditioniert, ganz vorn mitzuspielen. Das Leben ist kompetitiv, jeder möchte oben auf dem Podest stehen, die schönste Frau kriegen, die edelsten Zigarren rauchen und das teuerste Auto fahren. Man wird es zwar mit jeder Garantie nicht schaffen, überall zu gewinnen. Aber das Streben danach treibt einen an. Darum meidet man Umwege wie der Teufel das Weihwasser.

Es gibt aber auch Menschen, denen Umwege egal sind. Sie lassen sich treiben. Sie driften, je nachdem, woher der Wind weht, einmal in diese, einmal in jene Richtung. Sie sind weder ehrgeizig noch zielstrebig. Sie leben nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel", und es ist ihnen einerlei, wenn das Ziel weg ist. Dafür gelangen sie an Orte, von denen sie vorher noch nie gehört haben.

Schon klar, dass man aus Fehlern am meisten lernt. Aber auf die Schnauze fallen tut trotzdem weh.

Eine sehr günstige und sichere Art des Reisens ist das Lesen. Die Literatur bietet die Möglichkeit, sich ohne Risiko an die Fersen von Menschen zu heften, die die wildesten Abenteuer erleben. Ob sie erfunden oder wahr sind, ist nicht so wichtig.

Griechenland

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Bitte einsteigen

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Istanbul

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Herta

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Fridolin

Ich hatte als Moderator oft die Gelegenheit, mit Menschen mit Behinderungen zu reden. Einige von ihnen begegneten mir mit positiver Kraft, voller Energie und Lebenswille. Waren sie dank der Behinderung zu Optimisten geworden? Eher nicht: Vielmehr glaube ich, dass die Behinderung gewisse Charakterzüge verstärken kann. Der Starke wird durch den Schicksalsschlag noch stärker, der Schwache wird in den Boden gedrückt und verliert den Lebensmut. Auch das gibt es leider. Menschen, die in Selbstmitleid versinken und den Willen nicht aufbringen, die Hürden, die ihnen das Leben stellt, zu überwinden.

Honningsvåg

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Schiff ahoi!

Unsere liebsten Reiseziele sind jene, die wir zum wiederholten Mal besuchen und wo wir deshalb einen Teil dessen, was uns erwartet, schon kennen. [...] Es ist die Mischung aus bekannten und unbekannten Elementen, die diese Ferienziele so attraktiv macht. Ankommen in einer vertrauten Welt, aber immer noch genügend Möglichkeiten haben, Neues zu entdecken.

Wenn die Destinationen, mit denen man schon ein wenig vertraut ist, die schönsten sind, dann steht auf der Liste der besten Fortbewegungsmittel das Schiff an der Spitze. Ich liebe Schiffe! Die Weite des Meeres, die freie Sicht bis zum Horizont, die frische Luft, das gemächliche Tempo, die grosszügigen Platzverhältnisse, ich freue mich auf jede neue Reise auf dem Wasser.

Schwimmende Rummelplätze sind nichts für mich. Meine Schiffswelt beginnt beim Pedalo auf dem Zürichsee und endet bei Expeditionsschiffen mit maximal zweihundert Gästen. Dazwischen ist mir fast alles recht, was sich auf dem Wasser fortbewegt: Segelyacht, Motorboot, Schlauchboot, Luftmatratze, Flussschiff, Raddampfer, Kanu, Fischkutter.

Zürich

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Prüfungsangst

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Taxi Driver

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Paris

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Die guten Seelen

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Guadalupe

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Tumaco

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Aff oder Giraff?

Bruno hatte bei seiner Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen, was in seinem Körper bleibende Schäden hinterlassen hatte. Er konnte nur unter grosser Anstrengung aufrecht gehen. Sein Torso sowie Arme und Beine waren verkrüppelt, der Bewegungsapparat war für ihn schwer zu kontrollieren. Zudem war seine Aussprache sehr undeutlich, was für die Kommunikation zwischen ihm und den Mitmenschen eine weitere Erschwernis war. Aber im Kopf war er glasklar, und er wusste, was er wollte. Allerdings war Bruno von Natur aus kein fröhlicher Geselle. Er haderte mit seinem Schicksal, und es war nicht leicht, ihn aufzumuntern. Wer glaubt, die meisten Behinderten seien nicht unglücklich mit ihrem Schicksal, vor allem, wenn sie seit der Geburt nichts anderes kennen, sollte sich einmal mit einem Menschen wie Bruno unterhalten.

Kaum war das Flugzeug gestartet, begann Bruno über Übelkeit zu klagen. [...] Die berühmte Papiertasche, die ich in meinem Leben noch nie in Aktion gesehen, geschweige denn selber benutzt hatte, kam zum Einsatz. Bruno konnte das Ding wegen seiner spastischen Motorik aber nicht selbst halten. So hatte ich die Aufgabe, ihm während des ganzen Flugs die Kotztüte vor den Mund zu halten und dafür zu sorgen, dass nichts daneben ging. [...] Die Aussicht auf den Grand Canyon sei übrigens atemberaubend gewesen, frotzelten die anderen hinterher.

Antananarivo

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Tour de Romandie

Mein Traumberuf war Kassier, denn ich war überzeugt, dass Kassiere das Geld, das die Kunden ihnen zahlten, für sich behalten konnten.

Auf Umwegen zum Traumberuf

Ich hatte inzwischen ein paar Vikariatsstellen als Aushilfslehrer wahrgenommen und mich von pubertierenden Schülerinnen und Schülern fertigmachen lassen. [...] Daher kam ich von der ursprünglichen Idee, meine berufliche Zukunft an einer Schule zu verbringen, schnell ab. Ich erkannte, dass mir dafür sowohl die Geduld als auch die Leidenschaft fehlten.

Schon lange war ich fasziniert von der Welt des Radios und des Fernsehens, auch wenn ich als Traumberuf nie "Moderator" angegeben hatte. Irgendwie war das zu weit weg, zu wenig realistisch.

Da ich als Studienabbrecher beim Staatssender keine Chance hatte, überlegte ich, ob Radio 24 etwas für mich wäre. Ich hatte aber vorerst nicht den Plan, richtig ins Radiobusiness einzusteigen, sondern dachte eher an einen Sommerjob.

An meinem ersten Treffen mit Roger Schawinski konnte ich mich nicht optimal als potenziellen zukünftigen Mitarbeiter verkaufen. Ich erfüllte nämlich weder die eine noch die andere der beiden wichtigsten Voraussetzungen, nach denen er mich fragte. Journalistische Erfahrung? Keine. Mikrofonerfahrung? Null.

Von einer Probezeit oder Ähnlichem wollte keiner etwas wissen. Die wenigen Moderatoren, die damals das Programm bestritten, waren heilfroh, dass endlich ein Neuer kam, um sie zu entlasten.

[...] am vierten Tag nachdem ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Radiostudio von innen gesehen hatte, ging ich morgens um acht Uhr bereits live auf Sendung. Ich hatte eine schlaflose Nacht hinter mir und weiche Knie. Würde ich den Sprung ins kalte Wasser überleben? [...] Ich sprach mit dünner, fast zittriger Stimme und hätte mich am liebsten in ein Mausloch verkrochen. Kaum hatte ich den Mikrofonregler wieder runtergefahren, klingelte das interne Telefon. [...] Der Chef stellte mir genau eine Frage, bevor er wieder auflegte. Sie war kurz und unmissverständlich. Er fragte: "Sind wir an einer Beerdigung???" An Rogers Tonfall merkte ich, dass er nicht zu Spässen aufgelegt war und dass ich mich würde zusammenreissen müssen, wenn ich nicht in hohem Bogen rausfliegen wollte.

Radio 24 war meine Eintrittskarte in die Welt der elektronischen Medien, Roger Schawinski hat mir eine erste Chance gegeben. Als noch überhaupt nicht klar war, welche Talente in mir schlummerten, hat er an mich geglaubt und mich ins kalte Wasser springen lassen [...].

Daressalam

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Fernsehstrasse

Die grossen Live-Reportagen waren eine wichtige Schule für mich als Moderator. Man bereitete zwar einiges vor und definierte diverse Stationen, die man für den Tag fix eingeplant hatte, aber innerhalb der vielen Sendestunden konnte so viel Unvorhergesehenes passieren, dass man jederzeit bereit sein musste, zu reagieren. Als Moderator eine Seilschaft auf einen Gipfel zu begleiten, dabei gleichzeitig zu kommentieren und Interviews zu führen, einen Tag im Gefängnis zu erleben, mitten unter Betrügern, Drogendealern und Mördern, ohne genau zu wissen, was als Nächstes geschieht, stärkt die Fähigkeit, unter erschwerten Bedingungen zu improvisieren.

In der Zeit unmittelbar nach "Quer" habe ich mich selbständig gemacht. Ich wollte nicht mehr ausschliesslich vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen abhängig sein. [...] Ich bekam Spass daran, eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Ich hatte bald eine breite Palette von Projekten und merkte, dass ich mehr arbeitete als je zuvor. Der Unterschied dabei war, dass ich für mich arbeitete und nicht für einen Chef. Ich hatte fortan keine Ahnung, wie viele Stunden oder Tage ich für welche Arbeit investierte. Präsenzzeiten und Leistungsabrechnungen interessieren mich seit dieser Zeit nicht mehr. Ich weiss auch nicht, welches mein Haupt- und welches der Nebenjob ist. Die Frage ist seit jenen Tagen völlig irrelevant für mich.

Name-Dropping

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Ein Kapitel ganz für Franz

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Stoos

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Hannover

Wenn es [...] eine Kehrseite des Lebens in der Öffentlichkeit gibt, so wie ich es seit mehr als dreissig Jahren führe, dann ist es der Umstand, dass das, was ich tue, von mehr Menschen beachtet und beobachtet wird als nur von meinen Nächsten. [...] Es wird diskutiert und kommentiert, gelobt oder kritisiert, gern auch in Zeitungen, Zeitschriften oder sozialen Medien. Wenn es Negatives zu vermelden gibt, ist die Sache für die Öffentlichkeit noch attraktiver.

Santa Cruz

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Sackgassen

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Verstehe ich Spass?

Die Live-Sendung zwingt dich als Moderator, so zu tun, als seist du jederzeit der Situation mächtig, auch wenn du keinen Schimmer hast, was gerade vor sich geht.

Bogotá

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Die letzte Reise

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