Nine Eleven

Der Tag, der die Welt veränderte

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  • ISBN: 978-3549073810
  • Mein Rating: 7/10

Nine Eleven ist eine Analyse der Terroranschläge vom 9. September 2001 und deren Auswirkungen, geschrieben zehn Jahre nach den Anschlägen.

Ich fand das Buch interessant und informativ, wenngleich mir vieles bereits bekannt war. Einzig die Kapitel über Verschwörungstheorien und deren Widerlegung sowie die Überlegungen darüber, was gewesen wäre, wenn die USA anders auf die Anschläge reagiert hätten, passten meiner Meinung nach nicht so recht zum Rest des Buches und hätten weggelassen werden können.

Meine Notizen

Prolog: Ein Tag wie kein anderer?

Anfang Mai 1999 bot sich dem Anführer der freien Welt [Bill Clinton] eine einmalige Chance: Informanten der CIA in Afghanistan beobachteten Osama bin Laden bei seinen Aktivitäten in und um Kandahar. Dreimal innerhalb von 36 Stunden meldeten sie, in welchem Haus der Terroristenführer gerade zu finden war. Das US-Militär hatte seine Cruise-Missile-Raketen parat, um ihm den Weg ins Paradies zu weisen. Clinton musste nur den Befehl für den Angriff geben. Aber konnte man der CIA noch trauen nach dem Desaster in Belgrad [Bombardierung der chinesischen Botschaft während des Kosovokrieges]? Was, wenn bei der Attacke Dutzende von Unschuldigen sterben würden, unter ihnen viele Frauen und Kinder? Dreimal kam die Order aus dem Weissen Haus nicht zu feuern.

Angst, Schuldgefühle und rücksichtslose Entschlossenheit verhinderten, dass die eigentlich notwendige Schlussfolgerung aus Nine Eleven gezogen wurde: dass nämlich nicht allein die Auswüchse des Terrors und ihre Protagonisten, sondern vor allem seine Ursachen bekämpft werden müssen.

Was ist die grössere Bedrohung für unsere Welt und unser Wertesystem – Al-Qaida oder unsere Reaktion auf ihre Verbrechen?

Was wirklich geschah

Eine Chronologie von Nine Eleven

Allein der Befehl, auf ein amerikanisches Passagierflugzeug zu feuern, zeigt, dass die Supermacht in diesen Stunden mit dem Rücken zur Wand steht, dem Handeln der Terroristen hilflos ausgeliefert ist.

Die Entschlossenheit, keinen Dissens zu tolerieren, und die Welt nach dem Prinzip: "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" in zwei Lager zu teilen, wird zu einem der beiden Leitmotive der amerikanischen Weltpolitik in den kommenden Jahren. Das zweite ist das Prinzip der präventiven Gewaltanwendung, das zur Rechtfertigung aller Mittel – auch völkerrechtlich und moralisch verwerflicher Massnahmen – dient.

Der Weg in die Katastrophe

Nur wenigen war bewusst [...] dass Nine Eleven eine Vorwarnzeit von mehr als acht Jahren gehabt hatte. Denn eigentlich sollte schon der 26. Februar 1993 die Welt verändern – so jedenfalls hatten es die Terroristen geplant. Wenn sich ihr Anführer, Ramzi Yousef, nicht verrechnet hätte, dann wäre mindestens einer der Türme des World Trade Centers an diesem kalten Wintermorgen nach der Explosion einer Autobombe in Sekundenschnelle zusammengestürzt und hätte bis zu 40'000 Menschen unter seinen Trümmern begraben. Aber der Sprengsatz war trotz der 700 Kilogramm TNT zu klein und obendrein falsch platziert.

Der Kampf zwischen Gut und Böse

Nine Eleven hat das Selbstverständnis der Sicherheitsbehörden grundlegend verändert. Die Prävention hat absoluten Vorrang vor allem anderen – da ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Aufweichung rechtsstaatlicher Prinzipien, weil der Zweck jedes Mittel zur Erreichung des Ziels rechtfertigt.

Alle sind sich der einmaligen Chance bewusst, die die schrecklichen Ereignisse des Vortags bieten. Niemals zuvor konnten sich die USA einer solchen Welle der internationalen Solidarität gewiss sein. Ein globales Bündnis gegen den Terrorismus scheint in Reichweite.

Was es bedeutet

Der endlose Krieg

Nine Eleven ist der Auftakt zu einer neuen Art von Krieg. [...] Er hat keine klaren Fronten, keine klaren Regeln. Als Waffen kann alles dienen – Flugzeuge, Schiffe, Menschen. Und alles kann zum Ziel werden – Wolkenkratzer, Züge, Einkaufszentren.

Es ist eine Ironie der Geschichte, dass sie [die Terroristen] ausgerechnet auf die Errungenschaften der verhassten Globalisierung angewiesen sind, um erfolgreich zu sein. Ohne den technologischen Fortschritt, die weltweite Reisefreiheit und den Schutz der Bürgerrechte wären sie überhaupt nicht in der Lage, am anderen Ende der Welt, mitten in einer freien und demokratischen Gesellschaft zuzuschlagen.

Der Angriff auf die Menschenrechte

Es gehört zu den schlimmsten Folgen von Nine Eleven, dass noch Jahre später die Grundprinzipien genau jener freiheitlich-demokratischen Grundordnung mit Füssen getreten werden, die Osama bin Laden und seine Anhänger zerstören wollten. Die Anschläge vom 11. September 2001 waren ein schreckliches Verbrechen, aber noch erschreckender ist, wie schnell und wie umfassend wir uns auf das gleiche Niveau herabbegeben haben, um unsere Freiheit gegen solche Angriffe zu verteidigen. Die neuen Standards im Krieg gegen den Terrorismus haben die Unterschiede zwischen Rechts- und Unrechtsstaaten nivelliert und das wichtigste Gut der westlichen Demokratien zerstört: die Glaubwürdigkeit.

Sobald die Menschen im Kampf gegen das Böse jedes Mittel für gerechtfertigt halten, lässt sich ihre gute Absicht bald nicht mehr von dem Bösen unterscheiden, das sie vernichten wollen.

Christopher Dawson

Die Macht der Alpträume

Das wichtigste Ziel der Terroristen ist die Psyche der Menschen, die sie nicht nur mit brutalen Gewalttaten, sondern schon mit der blossen Ankündigung derselben zum Beispiel in Propagandavideos erreichen wollen. Das stellt die Regierenden vor ein fast unlösbares Problem: Wenn sie die Bevölkerung offen und ehrlich über die Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden informieren, schüren sie damit möglicherweise gerade jene Panik, die sie um jeden Preis verhindern müssen. Wenn sie aber konkrete Informationen zurückhalten, verzichten sie damit auf die Mithilfe einer aufmerksamen Bevölkerung und müssen sich nach einem gelungenen Terroranschlag den Vorwurf gefallen lassen, sie hätten die Menschen nicht rechtzeitig gewarnt.

Jene, die grundlegende Freiheiten aufgeben, um sich dafür ein wenig kurzfristige Sicherheit zu erkaufen, verdienen keins von beiden.

Benjamin Franklin

Die grosse Pleite

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Wie es nicht war

Die Verschwörung des Westens?

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Die verpasste Chance

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Wie es weitergeht

Die neue Weltordnung

[...] Amerika [verfolgt] ganz offenbar eine Art Doppelstrategi: Der Schwerpunkt liegt bei einer kooperativen, gestalterischen Politik und dem Versuch, andere Nationen zu überzeugen, sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit zu engagieren. Trotzdem ist die US-Regierung bereit, punktuell und zielgerichtet gegen konkrete Terroristen, extremistische Gruppierungen und Schurkenstaaten Gewalt einzusetzen.

Die Rolle Deutschlands in der Welt

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Epilog: Jenseits der Angst

Je mehr die politische Stimmung der Gegenwart von Angst geprägt ist, desto weniger Spielraum gibt es für eine verantwortungsvolle Weltpolitik. Deshalb ist die wichtigste Lehre aus Nine Eleven, dass wir uns von den Emotionen emanzipieren müssen, mit deren Hilfe uns der Al-Qaida-Terrorismus ein düsteres Weltbild und einen Kampf der Kulturen aufzwingen will.

Die Ideologie des globalen Dschihad findet auch nach dem Tod Osama Bin Ladens besonders unter jenen Menschen Anhänger, die nichts mehr zu verlieren haben oder sich von der Welt, in der sie leben, isoliert fühlen. Das sind Dinge, die wir ändern können. Wir sollten deshalb die Globalisierung vorantreiben und eine breite Mittelklasse fördern, damit es mehr gute Gründe für immer mehr Menschen gibt, sich nicht selbst in die Luft zu sprengen.