My Song

Die Autobiographie

von

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  • ISBN: 978-3462044089
  • Mein Rating: 8/10

My Song ist die Autobiographie von Harry Belafonte, einem US-amerikanischen Sänger, Schauspieler, und Bürgerrechtsaktivisten, der sich unter anderem gegen die Rassentrennung in den USA und in Südafrika einsetzte.

Ich fand My Song eine spannende Autobiographie einer interessanten Persönlichkeit, die mir zuvor völlig unbekannt war.

Meine Notizen

Bei dem vergifteten Klima von Mississippi war es durchaus denkbar, dass jemand vom Klan mich niederschiessen würde. Diesen reichen Negersänger aus New York umlegen, der sich zu wissen einbildet, was für den Süden gut ist? Zehn Punkte!

Vielleicht ist es am Ende gar nicht so wichtig, wo dein Zorn herkommt. Hauptsache, du fängst etwas damit an.

Ich wurde in Armut hineingeboren, wuchs in Armut auf, und lange Zeit glaubte ich, die Armut niemals loswerden zu können. Sie hat mich geprägt; und in tiefster Seele denke ich, sie prägt mich noch immer.

Während meiner gesamten Kindheit haben wir ein Leben im Untergrund geführt, praktisch wie Kriminelle auf der Flucht.

Die Behörden konnten wir abschütteln, aber die Armut fand uns immer und überall.

Immer ging es um die Grundbedürfnisse: Essen, Miete und Kohle zum Heizen; schon Kleider waren Luxus.

Als ich auf die Schule kam, hatte meine Mutter längst die Hoffnung aufgegeben, durch irgendeinen Pakt mit Gott oder dem Teufel die Armut jemals hinter sich lassen zu können. Ihr blieb nur die Hoffnung, mich – und später meinen jüngeren Bruder Dennis – zu strebsamen und anständigen Menschen zu erziehen.

Unermüdlich schärfte sie [die Mutter] uns ein, unsere Entscheidungen bewusst zu treffen und uns immer zu fragen, ob sie uns aus dem harten Leben, in das wir geboren seien, heraushelfen könnten. Und oft fügte sie noch hinzu, dass es nicht ausreiche, nur an uns selbst zu denken. Wir müssten auch anderen dabei helfen, die Armut hinter sich zu lassen.

[...] ich wusste, wenn man die Wahrheit nicht auf seiner Seite hat, kommt man mit bestimmtem Auftreten am besten weiter.

Ich konnte es nicht glauben. Vier der grössten Jazzmusiker der Welt gaben sich als Begleiter eines einundzwanzigjährigen, völlig unbekannten Sängers her, der als Pausennummer in einem Nachtclub seinen ersten Auftritt hatte.

Die Frau am Empfang war betrunken. Leicht schwankend brachte sie uns über den Flur zu einem Zimmer, in dem es nach Hundepisse stank. "Stimmt was nicht?", fragte sie, als sie unsere Mienen sah. "Für Pearl Baileys Hund war das gut genug – dann ist es auch für euch gut genug."

Waren wir anfangs Gegensätze, die sich anzogen, so waren wir nun welche, die sich abstiessen.

"Gratuliere", sagte der Gastgeber zu mir. "Sie haben heute Abend in Richmond Geschichte geschrieben." – "Wie das?", fragte ich. "Sie haben in einem Haus, in dem Rassentrennung herrscht, mit einer Weissen getanzt und ihre Hand gehalten – und nichts ist passiert."

Leute, die einen einmal diskriminiert haben, vergisst man nie: Man erinnert sich an ihre Gesichter, Jahre nachdem sie selbst einen vergessen haben.

Am Ende siegt die Aussicht auf Profit über jedes Vorurteil.

Wenn du so viel Geld und Einfluss besitzt und von den Weissen vergöttert wirst – wo ist dann dein Platz als Schwarzer? Und wenn dich das alles auf Dauer nicht glücklich macht, was tust du dann?

Die Vorstellung, Demonstranten in Gefahr zu bringen, war ihm [Martin Luther King] unerträglich. Aber auch ihm war bewusst, dass die Macht der Gewaltlosigkeit am grössten ist, wenn sie mit Gewalt konfrontiert wird, und als Pragmatiker musste er wie ein General am Vorabend der Schlacht davon ausgehen, dass nicht alle seine Soldaten unversehrt davonkommen würden.

Niemand bleibt für immer ein Champion.

"Die Feigheit fragt: 'Ist es sicher?' Die Zweckmässigkeit fragt: 'Ist es klug?' Und dann kommt noch die Eitelkeit und fragt: 'Ist es beliebt?' Aber das Gewissen fragt nur: 'Ist es richtig?'" Martin [Luther King] wusste, irgendwann muss man eine Position beziehen, die weder klug noch beliebt ist, weil das eigene Gewissen es einem befiehlt.

"Ich mache mir weniger Sorgen um meine Lebenserwartung als darum, ob ich gute Arbeit leiste, ob ich etwas für die Menschheit tun kann und zur Erfüllung dessen beitrage, was ich für den Willen Gottes halte", sagte er [Martin Luther King]. "Am Ende ist es nicht so wichtig, wie lange man lebt. Wichtig ist, wie gut man lebt."

Mir war bewusst, dass ich meine Tage bei allen guten Absichten auch mit einer gewissen Selbstherrlichkeit füllte. Aber ich glaube, dass der tiefere Impuls ein Streben nach echter Bestätigung war, eine Suche nach meinem Selbst. Wer war ich? Wenn ich nur genug tat und dann noch ein wenig mehr und dann noch mehr, würde ich es vielleicht endlich erfahren.

Nicht jeder kann der Mensch sein, den man in ihm oder ihr sehen möchte.

Wenn man plötzlich mit Ehrungen für sein Lebenswerk überhäuft wird, weiss man, dass man alt wird.

Mehr als vierzig Jahre lang war mein Aktivismus von der Überzeugung getragen gewesen, dass der Wandel kommen würde und die Welt ein besserer Ort sein könnte. Nach Ruanda war ich mir nicht mehr so sicher.