King of Oil
Marc Rich – Vom mächtigsten Rohstoffhändler der Welt zum Gejagten der USA
von Daniel Ammann
- Buch auf Amazon
- ISBN: 978-3280053966
King of Oil ist die Biografie von Marc Rich, dem Gründer der im Rohstoffhandel tätigen Firma Glencore.
Ich fand die Biografie von Marc Rich faszinierend und spannend. Wie es ihm (mit moralisch fragwürdigen Geschäften?) gelang, zu einem der mächtigsten Rohstoffhändlern der Welt aufzusteigen. Und wie er schliesslich in die Schweiz floh, nachdem er von den USA wegen Steuerhinterziehung und "Handel mit dem Feind" (sprich mit dem Iran) angeklagt und jahrelang versucht wurde, ihn zu verhaften, bis er schliesslich von Präsident Clinton begnadigt wurde. Etwas störend fand ich stellenweise den Schreibstil des Autors.
Meine Notizen
King of Oil
Dank dem Handel mit dem schwarzen Gold wurde Marc Rich, der während des Zweiten Weltkriegs als jüdischer Flüchtlingsjunge aus Europa in die USA geflohen war, zu einem der vermögendsten und mächtigsten Rohstoffhändler der Welt.
Der schlimmste Teufel
Freunde und Mitarbeiter bewundern ihn als einzigartiges Genie. Ein Mann, der den internationalen Handel geradezu revolutioniert hat. Feinde verachten ihn als skrupellosen Profiteur, der seine Grossmutter verkaufen würde, wenn der Deal nur gut genug wäre.
Er mag viele Stärken haben, Redegewandtheit gehört nicht dazu. Er spricht sehr überlegt, knapp, am liebsten nur zwei, drei Sätze.
Sein Händedruck ist so fest wie seine Überzeugung, dass Journalisten Probleme bedeuten.
Die beiden Bodyguards, die ihn ständig begleiten [...] sind eine Reminiszenz an die Zeiten, als die amerikanische Regierung ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hatte.
Wollen Rohstoffhändler erfolgreich sein, sind sie gezwungen [...], sich mit Menschen an einen Tisch zu setzen, die sie nicht unbedingt zu ihrem persönlichen Freundeskreis zählen möchten.
Ein deutsch-jüdisches Schicksal
"Du weinst ein bisschen und machst dann weiter", antwortete er auf die Frage, wie er mit Niederlagen umgeht.
Der amerikanische Traum
Rich hat, was ein erfolgreicher Händler braucht. Er besitzt das Talent, günstige Gelegenheiten zu sehen, den Mut, die Chance zu ergreifen, die Geduld, das Geschäft erfolgreich zu Ende zu führen, und schliesslich die Vernunft, keine übertriebenen Risiken einzugehen.
Die Erdölrevolution
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Die Iran-Connection
Es würde zu Richs Markenzeichen werden, Partner zusammenzubringen, die offiziell nichts miteinander zu tun haben wollten. Er würde in Zukunft seinen Kunden immer wieder als verschwiegener Vermittler dienen. Das war, wie sich stets von Neuem zeigen sollte, ein lukratives Geschäft.
Marc Rich + Company AG
Er legte wenig Gewicht auf eine akademische Ausbildung und übertrug seinen Angestellten so viel Verantwortung und liess ihnen so viel Freiheiten, wie sie tragen konnten: "Wir schmeissen junge Leute ins kalte Wasser. Entweder sie gehen unter oder sie lernen zu schwimmen."
Handel mit Ayatollah Khomeini
"Es ist keine Kunst, einem Kunden in einer Notsituation ein Produkt zum höchstmöglichen Preis zu verkaufen", erklärt ein erfahrener Rich-Händler die Firmenphilosophie. "Wir wollten einfach etwas oben drauf. Wir wussten, dass uns der Kunde dankbar sein und sich revanchieren würde. Wir investierten in die Zukunft. Nicht der höchste Preis war das Wichtigste. Wichtig war der Aufbau einer stabilen Position und einer stabilen Geschäftsbeziehung."
Der Fall
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Giulianis seltsame Fehler
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"Ich habe nie ein Gesetz gebrochen"
Die Jagd auf Marc Rich
"Es geht ihm immer ums Geld", sagt Hill [Kenneth Hill, U.S. Marshal] gleich nach der Begrüssung. "Wenn Marc Rich sie anruft, fragt er sich, a) kann ich jetzt mit ihnen Geld verdienen oder b) kann ich später mit ihnen Geld verdienen. Falls nicht: Goodbye."
Geheimgespräche
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Die Geheimnisse des Erfolgs: Von Angola bis Südafrika
Geheime Dienste für Israel und für die USA
Marc Rich half, wie er selbst sagt, regelmässig dem Land, das ihn mit so grossem Aufwand als Landesverräter jagte und hinter Gitter bringen wollte. Dafür gab es, wie er offen zugibt, auch eigennützige Gründe: "Ich dachte, wenn ich ihnen helfen würde, würden sie vielleicht auch mir helfen und ihre Haltung ändern", sagt Rich.
Der private Marc Rich
Sie erzählte mir, dass sich Denise einmal beschwerte, weil Marc zu wenig Zeit für sie habe. "Er sagte ihr: Während der Woche habe ich keine Zeit für dich. Aber am Samstag gebe ich dir eine halbe Stunde und am Sonntag eine Dreiviertelstunde."
Sie [Ursula Santo Domingo, Marc Rich's erste Sekretärin] sieht Richs Beziehung zu den Eltern als eine wichtige Triebfeder: "Er wollte, dass seine Eltern stolz auf ihn sind. Er wollte seinem Vater immer beweisen, dass er im Geschäft auch so erfolgreich sein kann wie er – sogar noch erfolgreicher."
Das Ende des King of Oil
"Reichtum bedeutet natürlich immer Unabhängigkeit und Komfort", antwortet Marc Rich auf die Frage, was im Geld bedeutet, "es bedeutet aber auch, dass ich Benachteiligten mit meinen Stiftungen helfen kann. Es berührt mich zu sehen, welch positive Wirkung eine Schule oder ein Spital in einer armen Gegend entfalten kann, und es ist zutiefst befriedigend einen jungen, talentierten Künstler, besonders einen Musiker, zu unterstützen.
Die Begnadigung
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Wie Marc Rich die Zukunft sieht
Der Frieden ist ein langfristiges Projekt, in gewissen Fällen sogar schrecklich langfristig. Frieden bedingt ein gewissen wirtschaftliches Wohlergehen aller Beteiligten. Frieden benötigt Toleranz und die Erfahrung, dass sich Krieg und Terrorismus nicht auszahlen. Das muss erst erlernt werden, und es kann Generationen dauern, bis die Leute das akzeptieren.
Epilog: Die Grauzone
Es sind amerikanische Tugenden, es sind amerikanische Werte, und ja, es sind auch amerikanische Laster, die Rich verkörpert und die ihn zum "King of Oil" werden liessen: Arbeite hart. Sei ehrgeizig. Ordne deinem Ziel alles unter. Sei aggressiv. Sei erfolgreich.
Manchmal schauen sie [die Rohstoffhändler] der Realität ins Auge, manchmal verdrängen sie sie lieber. Sie leben in einer Grauzone, die mal dunkler oder mal heller ist, mal gerechter oder mal ausbeuterischer. Diese Grauzone heisst Kapitalismus.