Im Canyon
Fünf Tage und Nächte bis zur schwersten Entscheidung meines Lebens
von Aron Ralston
- Buch auf Amazon
- ISBN: 978-3550076206
In Im Canyon erzählt der Autor von seinem Unfall in einem Canyon, bei dem ihm ein Felsbrocken seine rechte Hand einklemmt. Dort bleibt er für fünf Tage und Nächte gefangen, mit nur äusserst wenig Wasser und kaum Nahrung. Und ohne grosse Aussicht auf Rettung, da niemand weiss, wo er ist. Schliesslich gelingt es ihm, sich zu befreien, indem er sich einen Teil seines Arms amputiert...
Ich fand Im Canyon eine äusserst beeindruckende und faszinierende Geschichte, wie sich jemand in einer lebensbedrohlichen Situation verhält und weiss, dass seine Chance auf Rettung äusserst gering ist. Als störend empfand ich hingegen die zahlreichen Rückblicke, in denen der Autor von seinen sonstigen (Kletter-)Abenteuern berichtet. Zwar lernt man dadurch den Autor etwas besser kennen, doch auf mich wirkten die Rückblicke wie lästige Werbeunterbrechungen.
Meine Notizen
"Geologische Zeit schliesst das Jetzt mit ein"
Schluchten sind der letzte Ort, an dem man während eines Gewitters sein möchte. Der Himmel über der Schlucht mag zwar blau sein, aber ein 30 Kilometer entfernter Wolkenbruch kann für unachtsame Schluchtenwanderer das Ende bedeuten.
Ich bin gefangen. Ich stehe in einer düsteren Schlucht, ich kann mich nur ein paar Zentimeter nach oben oder nach unten, nach rechts oder links bewegen. Und niemand, der auch nur vermutet, mir könnte etwas zugestossen sein, weiss, wo ich bin. Ich habe gegen das oberste Gebot bei einem Trip in die Wildnis verstossen und bei niemandem eine detaillierte Routenbeschreibung hinterlassen. Ich bin allein an einem Ort, an den sich nur selten jemand verirrt, und habe keine Möglichkeit, jemanden zu kontaktieren. Eine Situation, die tödlich enden kann.
Anfänge
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Nachtschicht
Das Wasser reicht nicht, bis Rettung kommt, ohne Spitzhacke kann ich den Fels nicht zerschlagen – es bleibt nur noch eins. Langsam und laut spreche ich es aus: "Du wirst dir den Arm abschneiden müssen." Ich höre die Worte, und alle meine Instinkte und Gefühle bäumen sich dagegen auf. [...] Ich weiss, dass ich mir nie im Leben den Arm absägen könnte, und das auch noch mit einem stumpfen Messer. Also werde ich weiter auf dem Stein herumklopfen. Es ist sinnlos, aber es ist das Beste, was ich tun kann.
Wie man in nur fünf Jahren ein pensionierter Maschinenbauingenieur wird
Obwohl kein Abenteuer von Geld oder Ruhm gekrönt wird, setzt man sich immer wieder Risiken aus, und das nur weil es Spass macht und den Horizont erweitert.
Zweiter Tag: Schwindende Optionen
Zum ersten Mal überkommt mich tiefe Verzweiflung. Der Optimismus des letzten Tages verfliegt. Ich bin allein, ich habe Angst und fange an zu weinen. "Ich werde sterben." In zwei Tagen spätestens, aber es ist auch egal, wann.
Warum trinke ich überhaupt noch Wasser? Das verlängert nur meine Qual. Aus lauter Verzweiflung wünsche ich mir eine Sturzflut, die allem ein Ende macht. Immer wieder kommt mir der Gedanke, mir die Pulsadern aufzuschneiden.
Als ich begreife, dass ich die Verantwortung für meine Lage selbst trage, verfliegt meine Wut.
Winter-Rhapsodie
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Dritter Tag: "Durchhalten bis zum Morgen"
Der Tod ist unausweichlich. Ohne die Bedürfnisse meines Körpers stillen zu können, überlebe ich vielleicht noch eineinhalb Tage. Oder zwei, aber was bedeutet das schon? Auf diese quälende Angst vor einem langsamen Tod war ich nicht vorbereitet. Ob er wohl heute Nacht in der Kälte kommt, morgen mit Krämpfen durch die Dehydrierung oder am nächsten Tag durch Herzversagen?
Abgesehen von der physischen Qual, kommt psychologisch erschwerend hinzu, dass ich nicht in der Lage bin, mich geistig zu beschäftigen. Für Augenblicke, manchmal auch eine ganze Stunde lang, ist mein Geist beschäftigt, aber dann grübele ich wieder einzig und allein über die Monotonie dieser Unbeweglichkeit nach. Wenn ich nicht in den nächsten Tagen dehydriere oder unterkühle, wird die Langeweile meine Instinkte lähmen und meinen Überlebenswillen auslöschen. Eine Frage beschäftigt mich: Wie lebensmüde werde ich sein müssen, wenn mir Selbstmord als einziger Ausweg aus der Eintönigkeit erscheint?
"Ich fahre nach Utah"
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Vierter Tag: Ohne Wasser und Nahrung
"Ich habe kein Wasser mehr und auch nichts mehr zu essen. Bald werde ich sterben, das weiss ich. Aber ich möchte auf natürliche Weise sterben. Was ich auch durchmachen muss, ich habe beschlossen, mir nicht das Leben zu nehmen. Natürlich habe ich daran gedacht, es zu tun, aber so möchte ich mich nicht verabschieden."
Erste Anzeichen einer Rettung
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Fünfter Tag: Zufluchtsstätte Trance
Jedem Gedanken, den ich habe, folgt oder geht der Gedanke an irgendein Getränk voraus – Getränke, die vor meinem geistigen Auge auftauchen und, als seien sie real, nur wenige Zentimeter vor mir dahinschweben.
Feuersturm
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Sechster Tag: Erleuchtung und Euphorie
Es spielt keine Rolle mehr, ob die Amputation glatten Selbstmord bedeutet. Da die Alternative das Warten auf einen langsamen Tod ist, entscheide ich mich dafür, das Risiko einzugehen.
Ich muss neue Massstäbe setzen, was Schmerzen eigentlich sein können – es ist, als steckte ich meinen ganzen Arm in einen Kessel mit heisser Lava.
Heimkehr: "Wir haben seinen Wagen"
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Rendezvous mit dem Schicksal
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Epilog: Abschied vom Arm
Ein Abschied ist auch ein mutiger und kraftvoller Neuanfang.