Heimreise – Ein Kaleidoskop einer starken Persönlichkeit – Adrian Gehrig

Sein Weg vor und nach der Diagnose Krebs

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  • ISBN: 978-3033012769
  • Mein Rating: 10/10

In Heimreise erinnern sich Familie, Bekannte und Freunde an Adrian Gehrig, der ein hoffnungsvolles Mountainbike-Talent war, jedoch im Alter von 20 Jahren an Krebs verstarb.

Heimreise ist eines der Bücher, die mich tief berührt haben, teilweise hatte ich mit den Tränen zu kämpfen...

Meine Notizen

Familie – Stimmen, Erinnerungen und Gedanken von Familie und Bekannten

Wenn ich am Abend ins Bett ging, wusste ich nicht, ob ich seine Stimme am anderen Morgen noch einmal hören würde. Gleichzeitig hofften wir, dass sein Leiden endlich ein Ende hat. Wir waren aber auch froh um jede Stunde, die uns mit ihm noch blieb.

[...] das Leben ist für dich nur noch ein Warten auf den Tod.

Tränen kollern mir über die Wangen. Ich will stark sein, denn ich weiss, es tut dir weh, wenn deine Nächsten weinen.

"Ich will erst wieder erwachen, wenn ich im Himmel bin."

"Gnüsed s'Läbe, schaffed nöd zviel und gönd vorallem viel id Ferie." (Geniesst das Leben, arbeitet nicht zu viel und geht häufig in die Ferien)

Dieses Erlebnis hat mir die Augen geöffnet für die bleibenden Werte im Leben, von denen du während deiner ganzen Krankheit gezehrt hast. Es sind nicht materielle Dinge, sondern wirkliche Erlebnisse.

Wir hatten es noch so fröhlich zusammen und kaum eine halbe Stunde später hast du tief geschlafen und seither kann ich dich nichts mehr fragen und deine Erzählungen sind Geschichte.

[...] er hat sich um mein Wohlbefinden gekümmert, dabei hätte ich selber gerne gewusst, was ich machen könnte, um ihm zu helfen.

Ausbildung – Stimmen, Erinnerungen und Gedanken von Schulfreunden und Arbeitskolleginnen und -kollegen

Als Adi uns anrief, er werde in den nächsten Tagen, vielleicht auch in den nächsten Stunden sterben, konnten wir ihn nochmals zu Hause besuchen. Wir sind mit gemischten Gefühlen zu ihm gegangen. Noch auf dem Weg haben wir überlegt, wie wir ihm begegnen sollen. Was sagt man in einer so schweren Stunde?

Seine Sprüche zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zur rechten Person, das war seine Spezialität. Damit hatte er auch manch heikle Situation zum Guten wenden können.

Ich wusste, dass er Krebs hatte und auch, dass es ihm nicht gut ging. Doch ich habe nicht damit gerechnet, dass er sterben würde.

Adi hat nie sein Leid geklagt, um Mitleid zu ernten oder um speziell aufzufallen. Er lebte sein Leben weiter und war immerzu bedacht, die Zeit, die ihm noch blieb, zu geniessen.

"Du solltest nicht so sehr an mich denken. Die ganze Situation belastet dich doch nur unnötig. Ich habe mich mit dem Tod arrangiert und freue mich, ein so schönes Leben gehabt zu haben."

"Bald muss ich dieses Leben verlassen, um ein neues zu beginnen. Geniesse das Leben, so lange und so intensiv du kannst, denn du weisst nie, wann es zu Ende ist.

Menschen – Stimmen, Erinnerungen und Gedanken von Menschen, die Adrian während der Krankheit kennen gelernt haben

Ich möchte auch einmal sagen können wie Adrian, dass ich mein Leben genossen und bis zuletzt bewusst gestaltet habe.

Freunde – Stimmen, Erinnerungen und Gedanken von Freunden aus der Bike-Szene

Ich will bei meinem Traueressen noch dabei sein, sagtest du zu mir. Beim Menü durften es nur die besten Zutaten sein, schliesslich war es deine letzte "Party".

Was mich am meisten beeindruckt hatte, dass er selbst noch Freude am Leben hatte, als er wusste, dass er bald sterben würde.

"Ich habe in meinem Leben so viel erlebt, wie manch einer mit 50 noch nicht."

Bei ihm zählte der Augenblick, die Folgen kümmerten ihn nicht. Er hat es aber meistens geschafft, seine Suppen wieder auszulöffeln; sein Charme und sein schmeichelnder Blick kamen ihm da sehr entgegen.

Es war bewundernswert, wie Adrian sein Schicksal trug. Kein Gram, keine Verbitterung. Im Gegenteil: Er machte allen Mut, ihr Leben doch bewusst zu leben und zu geniessen, und meinte, dass er doch selber fast zwanzig wunderschöne Jahre erlebt hätte, was nicht jedem in seinem Leben beschieden sei.

Nie hätte ich gedacht, dass mich ausgerechnet dieser Wildfang, dieser oft ungestüme, draufgängerische junge Mann zum Nachdenken über mein eigenes Leben und die Einstellung dazu würde veranlassen können.

Ich sah Adi nur zwei Mal nach der Krebsfeststellung, aber es war unglaublich, wie er damit umging. Manch gesunder Mensch geht mit wesentlich weniger Lebensfreude durchs Leben.

Abschied – Stimmen, Erinnerungen und Gedanken

Adi war immer dort, [...] wo es schwungvoll und lustig zu- und hergegangen ist. Von allem anderen hat er sich – wenn es möglich war, gerne abgewendet. Oder er hat das gemacht: Er hat dafür gesorgt, dass Leben in die Bude kam.

Je weniger Zeit ihm blieb, desto schneller ist er auf den Punkt gekommen.

"Die Zeit, die wir haben, ist so wertvoll, dass wir wirklich nur das tun sollten, was Sinn macht, halte dich nicht auf mit Nebensachen, die du gar nicht willst."

Da ist es dann nicht nur mir so gegangen, dass ich hinter aller Erschütterung voller Erstaunen eine unbegreifliche Heiterkeit feststellte, als ich von seinem Krankenbett wegging – weil mir bewusst geworden ist, dass ich lebe und dass dieses Leben ein kostbares Geschenk ist.