Die stille Revolution

Führen mit Sinn und Menschlichkeit

von

  • Buch auf Amazon
  • ISBN: 978-3424201383
  • Mein Rating: 5/10

In Die stille Revolution erzählt der Autor aus seinem Leben und wie er seinen Führungsstil neu überdenken musste, nachdem eine Mitarbeiterbefragung in seiner Firma – die in der Hotelbranche tätig ist und hunderte von Angestellten beschäftigt – schlecht ausgefallen war und das Management stark kritisiert wurde.

Mein Eindruck von Die stille Revolution fällt zwiespältig aus. Der Mix aus Autobiografie und Managementbuch hat mich nicht überzeugt. Ich hätte es lieber gesehen, wenn der Autor den Inhalt auf zwei entsprechend fokussierte Bücher aufgeteilt hätte. Dann wäre es ihm vermutlich auch möglich gewesen, gewisse Punkte zu vertiefen. So habe ich zum Beispiel eine Schlussfolgerung zum Kilimandscharo-Projekt – Besteigung des Berges mit Auszubildenden – vermisst. War dies eine einmalige Aktion? Oder in welcher Form wird dies weitergeführt?

Meine Notizen

Hochmut kommt vor dem Fall

Ein Schlag ins Gesicht

Obwohl im Unternehmen alles perfekt zu sein schien, hatte sich eine Unruhe in der Firma und auch bei mir eingestellt, die grösser und grösser wurde. Mitarbeiter kündigten, Mitarbeiter wurden gekündigt, in den Hotels wurde von einer hohen Fluktuation gesprochen, die Zahlen derjenigen, die sich krankmeldeten, waren steil nach oben gestiegen. Parallel bewarben sich immer weniger Leute bei uns und ich hörte aus unserem Umfeld vermehrt, dass wir als Arbeitgeber nicht sonderlich angesehen waren. "Bevor du bei Upstalsboom angekommen bist, musst du schon wieder gehen" – so oder ähnlich lautete die Aussage, mit der die Gangart in unserem Unternehmen charakterisiert wurde. Nicht angenehm. Offenbar hatten wir keinen guten Ruf.

Es war doch eine absurde Situation, überlegte ich. Da erwirtschaftete ich für unseren mittelständischen Betrieb mit unzufriedenen Mitarbeitern steigende Umsatzzahlen im zweistelligen Millionenbereich [...]. Dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, dass diese ungewöhnliche Konstellation auf Dauer tragbar war.

Kurz nach unserem Gespräch verschwand er und unternahm eine Tour durch die Hotels. Viel hörte ich nicht von ihm, ich liess ihn aber auch in Ruhe, froh darüber, dass es jemanden gab, der sich um die Mitarbeiterprobleme kümmerte. Dadurch brauchte ich mich nicht weiter mit ihnen zu beschäftigen, sondern konnte mich auf meine Zahlen, Daten und Fakten konzentrieren, auf das, was ich nicht nur am liebsten tat, sondern auch als meine Hauptaufgabe betrachtete. Noch war ich der zahlenfixierte und zielmanagementbesessene Betriebswirt, der erst zu der Erkenntnis gelangen musste, dass es die Menschen sind, die den Erfolg eines Unternehmens ausmachen.

"Ich arbeite einmal für ein Unternehmen, wie sie es mir vor einem halben Jahr beschrieben haben, und dann arbeite ich für ein Unternehmen, wie ihre Mitarbeiter es mir beschrieben haben. Und das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Sie sprachen von einer hervorragenden Führung und einer tollen Entwicklung, ihre Mitarbeiter redeten allerdings von einem Unternehmen, in dem sie sich schlecht geführt fühlen und in dem eine miserable Stimmung herrscht."

Die Führungskräfte einer Organisation oder eines Unternehmens sind verantwortlich, wenn es Probleme gibt, nicht der einzelne Mitarbeiter. Die Mitarbeiter können noch so fleissig sein, die Existenz eines Unternehmens werden sie, wenn es hart auf hart kommt, nicht retten können.

"Vergessen sie nicht: Ist die Stimmung bei den Mitarbeitern schlecht, wird auch bei den Gästen keine Urlaubsfreude aufkommen. Denn dann lässt die Belegschaft den Stress an denen aus, und die einzelnen Mitarbeiter reagieren nur noch mit einem mechanischen Lächeln auf das, was die Hotelgäste wollen."

Wider den Gehorsam

Interessant war, dass viele von den Führungskräften versuchten, sich zu rechtfertigen und die Schuld nicht bei sich sahen. Auch nicht bei anderen, stattdessen mussten die "Umstände" dafür herhalten. Dieses Verhalten stiess den Mitarbeitern an der Basis wiederum übel auf, sodass sich während der Präsentationen teilweise tumultartige Szenen abspielten.

Auf den Punkt gebracht: Alle, die an der Basis arbeiteten, fühlten sich schlecht geführt und nicht wertgeschätzt.

Wenn über das grosse Ganze keine Einigkeit besteht, dann brauchen wir uns über alles andere keine Gedanken zu machen.

Konfuzius

Die Mitarbeiter hatten keinen Hehl daraus gemacht, dass ich in Sachen Führung ihrer Wahrnehmung nach nicht viel besser als eine Niete war.

Hildegards Disziplin - und die Weisheit hinter den Mauern

"Wir machen häufig zu viel oder etwas, was andere gar nicht wollen. Wir nehmen etwas vorweg in der Annahme, was ein anderer gebrauchen könnte. Wir entscheiden über seinen Kopf hinweg und fragen gar nicht nach, was wirklich benötigt wird. Wir machen einfach etwas in dem Glauben, dass das, was wir für richtig empfinden, auch für den anderen richtig ist. Doch wir sind nicht alle anderen."

Und im Verlauf des Seminars waren es dann zwei weitere Aussagen des Paters, die meinen Führungs- und damit Lebensweg entscheidend beeinflussen sollten. Die erste lautete: "Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen." Und die zweite: "Führung ist Dienstleistung und kein Privileg."

Nicht die geringste Ahnung hatte ich, wie und wohin ich mich führen wollte. Wohin meine persönliche Reise gehen sollte. Darüber hatte ich mir nie Gedanken gemacht. Und diese Frage konnte ich mir auch in diesem Kurs nicht beantworten. Auch die Fragen nach meinem Talent, also das, was ich an Fähigkeiten habe, um dort hinzukommen, wohin ich möchte, was mir wichtig ist und was ich wirklich kann, das, was mir Freude bereitet, blieben im Raum stehen. Solche Fragen hatte ich mir nie gestellt, und somit hinterliessen sie mich ratlos. Aber wenn die Beantwortung dieser Fragen eine Voraussetzung dafür ist, sich selbst führen zu können, war es an der Zeit, sich intensiv damit zu beschäftigen. Letztlich wollte ich Klarheit bekommen.

"Ordnung und Disziplin haben in unseren Breitengraden einen negativen Touch", fuhr Pater Anselm fort, "das hat häufig mit unserer Vergangenheit zu tun. Aber eine äussere Ordnung ist notwendig. Ordnung hilft letztlich, Halt zu finden. Angesichts all der Möglichkeiten, die uns in unserer Gesellschaft offenstehen, ist die Gefahr gross, orientierungslos zu werden. Und wenn wir keine Orientierung haben, keinen Halt, dann können wir uns nicht entscheiden. Wir sehen hundert Türen und wissen dann nicht, durch welche wir gehen wollen. Aber durchgehen können wir immer nur durch eine einzige."

Versuchte ich nur anderen gerecht zu werden, führte ich mich nicht selbst, sondern wurde letzten Endes durch die Erwartungen der anderen geführt. Mein Handeln war dann darauf ausgerichtet, den Erwartungen der anderen zu entsprechen – und das aus Angst, nicht mehr anerkannt oder geliebt zu werden. Aus diesem Grund hatte ich auch stets eine Rolle angenommen, hatte nicht die Authentizität, die ich brauchte, damit Menschen Vertrauen zu mir fassen konnten und sie mir mit einem guten Gefühl wirklich folgen wollten. Eine Rolle zu spielen, sich aus Angst häufig zu verbiegen, um anderen gerecht zu werden, war, wie ich selbst erfahren hatte, eine durchaus erschöpfende Angelegenheit.

Wer sich selbst gefunden hat, der kann nichts mehr auf dieser Welt verlieren

Ein Leben an der Oberfläche - und die Entführung

-

"Ist das der Tod?"

Permanent war ich mit dem Tod beschäftigt, mal mehr, mal weniger akut. Folglich verbrachte ich in diesen acht Tagen der Gefangennahme sehr viel Zeit damit, Abschied zu nehmen, von allen und allem. Es waren immer tiefer gehende und nicht endende Gedankenspiralen, die sich in meinen Geist bohrten. Immer ging es um die Endlichkeit, besonders dann, wenn wieder eine Scheinhinrichtung am Laufen war und ich mich in den gefühlt letzten Sekunden meines Lebens befand.

Es war aber gar nicht so einfach, zurück ins Leben zu finden. Die Zeit der Entführung hatte mich so geprägt, dass ich nicht allein sein konnte und wollte. Nicht nur Monate danach, sondern viele Jahre. Immer brauchte ich Unterhaltung, brauchte jemanden, der um mich herum war. Ich brauchte die Betäubung, die Ablenkung, den Spass, den Alkohol, die Menschen, um keine Zeit mit mir selbst verbringen zu müssen. Musste ich doch einmal einen Abend allein zu Hause sein, betäubte ich mich mit Fernsehen bis in die tiefe Nacht hinein. Diese Stille, die war mir zu laut. Sie konnte ich nicht ertragen. Stille war ein Horror für mich.

Die laute Stille

-

Widerstand gegen Shareholder - und für ein Jugendherbergsmodell

-

Schiffbruch ohne Leuchtturm?

-

Eine Vision von glücklichen Menschen

Vor meinem ersten Klosterbesuch gehörte ich zu den Managern, die gern mal weit über achtzig Stunden die Woche arbeiteten, immer in dem Glauben, wer viel arbeitet, schafft auch viel. Von Klosterbesuch zu Klosterbesuch konnte ich mein Pensum reduzieren, und spannend war daran: Je weniger ich arbeitete, desto wirksamer wurde ich.

"Wer fragt, führt."

Und nun, während meiner Klosterzeit, hatte ich herausgefunden, dass es nicht darum geht, viel zu lesen oder viel zu lernen. Es geht darum, für sich das Wesentliche herauszufinden und das mit aller Konsequenz und Disziplin umzusetzen.

Mitarbeiter auf dem Weg ins Kloster

Erst wenn ich selbst glücklich und zufrieden bin, habe ich die Möglichkeit, dazu beizutragen, dass andere glücklich und zufrieden werden. Erst dann kann ich eine entsprechende Haltung einnehmen und mich entsprechend verhalten.

Ein Unternehmer als Coach

"Den Tod kann ich nicht ausklammern, ich muss ihn mir vor Augen führen und ihn annehmen. Wir können nicht entscheiden, wo und wie wir sterben, aber wir können entscheiden, wo und wie wir leben."

Meiner Ansicht nach gibt es keine Low Performer, sondern maximal die Situation, dass Menschen und Aufgaben einfach nicht zusammengehören – oder die Menschen das, was sie tun sollten, als sinnlos erachteten.

Leben statt reden

Als Führungskraft habe ich zwei Möglichkeiten, auf Menschen Einfluss zu nehmen. Einmal durch mein Verhalten und einmal durch das, was ich sage und – vor allem – wie ich es sage. Also durch Sprache.

Was wir sind und was wir sein können

Upstalsboom, so einzigartig wie sein Name

-

Der Norden tut Gutes

Es ist recht müssig zu fragen, ob das Leben einen Sinn hat oder nicht. Es hat den Sinn, den wir ihm geben. Für welchen Sinn ein Mensch sich entscheidet, bestimmt wesentlich seine Lebensführung.

Martin Kessel

Der Mensch wird zu dem, was er ist, durch die Sache, die er zur seinen macht.

Karl Jaspers

Moin, moin, Ruanda

-

Tour des Lebens - auf den Kilimandscharo

"An dem Tag, an dem du die volle Verantwortung für dich selbst übernimmst, an dem Tag, an dem du aufhörst, Entschuldigungen zu suchen – an diesem Tag beginnt dein Leben."

Die Seehotel-Story

Ganzheitlichkeit in Unternehmen beinhaltet auch, nicht nur in Hierarchien oder Abteilungen zu denken, sondern in Arbeitsgruppen, in denen Mitgestaltung, Verbundenheit und persönliches Wachstum von zentraler Bedeutung sind. Wichtige Meetings und Workshops sind bei uns nicht mehr nur Führungskräften vorbehalten, vom Auszubildenden über den Facharbeiter können alle daran teilnehmen. Jeder kann sich einbringen. Alle Mitarbeiter sind Mit- und Vorausdenker, wenn sie den Sinn ihres Handelns verinnerlicht haben, die Ziele kennen und wissen, worum es geht.

Neue Gesinnung statt neuer Managementmethoden

Für mich liegen Führungsaufgaben von heute darin, sich auf die Menschen in einem Unternehmen zu konzentrieren, Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ihnen der Sinn ihres Handelns bewusster wird, und sie mit passenden Rahmenbedingungen dazu zu ermächtigen, ihre Stärken für genau dieses sinnhafte Handeln einbringen zu können.

Wenn es darum geht, sich selbst zu führen, dann geht es um die Klärung folgender Fragen:

  • Was ist für mich wirklich wesentlich? Warum bin ich hier? Was haben andere davon, dass es mich gibt?
  • Was ist mein Talent? Wo liegen meine Stärken?
  • Was bereitet mir Freude? Welches Handeln erfüllt mich?

Bei dem Führen anderer geht es dann um die Antwort auf drei weitere Fragen:

  • Wie kann ich es Mitarbeitern ermöglichen mitzugestalten?
  • Was kann ich dafür tun, dass Verbundenheit entsteht?
  • Was kann ich dazu beitragen, dass sich die Mitarbeiter ihrer Persönlichkeit entsprechend entwickeln können und wachsen können?

Das Abenteuer geht weiter

-