72 Jungfrauen

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  • ISBN: 978-3942989138
  • Mein Rating: 7/10

In 72 Jungfrauen gelingt es einer Gruppe von Selbstmordattentätern, trotz rigoroser Sicherheitsvorkehrungen, den Präsidenten der USA während einer Rede vor dem britischen Parlament in ihre Gewalt zu bringen und ihre Forderungen vor einer Weltöffentlichkeit zu präsentieren.

Mir hat 72 Jungfrauen gut gefallen. Das Buch ist humorvoll geschrieben, wenn auch zum Teil etwas überdreht, und doch schneidet es auch ernstere Themen an. Etwas enttäuscht war ich vom Ende des Buches, das etwas zu abrupt ausgefallen ist. Ausserdem habe ich einen Epilog vermisst, ich hätte gerne erfahren, wie es im Leben der Hauptpersonen weitergegangen ist.

Zitate aus dem Buch

Eines Morgens, als sie alle drei im Bett lagen und Roger versuchte, seinen Sohn dazu zu überreden, Scooby Doo zu sehen, wandte sich das Kind an seine Mutter. Er sprach artig, mit derselben Stimme, die er aufgesetzt hätte, um weitere Fischstäbchen zu ordern. "Ich bringe Daddy um, und dann heirate ich dich."

Angeblich gab es für London eine Bombendrohung, jedenfalls behaupteten das "Quellen" im Innenministerium, zweifellos um die Öffentlichkeit zu beunruhigen und dann irgendwelche neuen Freiheitseinschränkungen durchzudrücken.

Es amüsierte ihn immer, wenn die Leute durchdrehten.

Seiner Meinung nach hatte Eric der Parkwächter nicht alle Tassen im Schrank. Okay, der Wagen stand im Parkverbot. Aber man schleppt doch keinen Krankenwagen ab.

Eric Onyeama kämpfte gegen den Drang zu rülpsen. Dieser Mann war grob unhöflich, und er musste Haltung und Würde bewahren. Und das war unmöglich, wenn er rülpste.

Ach ja, dachte Roger Barlow, eine klassische Szene unserer modernen lebendigen multikulturellen Gesellschaft. Ein Streit zwischen einer Gruppe Asylanten und einem nigerianischen Parkwächter.

Für den Lauf der Welt war sein politischer Untergang etwa so bedeutend wie das versehentliche Zertreten einer Schnecke. Das Problem war nur, dass er, bis jener glückliche Tag nahte, an dem er als Laus oder gebackene Bohne wiedergeboren wurde, nicht wusste, wie er das idiotische Verhalten seiner flüchtigen menschlichen Inkarnation erklären sollte.

Inkompetenz war noch keine Garantie fürs Scheitern, wie er aus eigener Erfahrung wusste.

Passport2Jobs ermöglichte schwer vermittelbaren jungen Menschen in Grossbritannien, in den Lagerräumen jener Firmen, die bereit waren, die entsprechenden Fördermittel einzustreichen, in der Nase zu bohren und Pornozeitschriften zu lesen.

Dean war in gewisser Hinsicht ein geschickter Regalauffüller. Er entwickelte eine Methode, die Pampers-Windeln so zu stapeln, dass es der Kundin unmöglich war, eine Packung Maxi Plus herauszuziehen, ohne dass ihr sämtliche Plastikklötze auf den Kopf regneten, oder noch besser auf den Kopf der kleinen Nervensäge im Kinderwagen.

"Also ehrlich", sagte er, "warum tun sie zur Abwechslung nicht einmal etwas Sinnvolles und stürzen sich von einer Klippe?"

Dean sprach ihre Sprache nicht, doch er meinte, sie würden grob gesagt vorschlagen, ihm die Augen auszukratzen und auf sein Gehirn zu pinkeln.

Sie liessen Raimondo blutüberströmt am Boden liegen, der nun eine sichtlich geringere Gefahr für die Sicherheit des Präsidenten darstellte.

Indem er seine Schuhe putzte, versuchte er wieder Glanz und Vollkommenheit in sein Leben zu bringen. Sein Herz war ramponiert, zerkratzt, zerbeult, zerfetzt. Aber die Schuhe konnten wieder heil und sauber gemacht werden. Je unglücklicher er war, desto eifriger polierte er.

"In guten Zeiten ist es leicht, Freunde zu haben. Jeder will einen Mann kennen, der ganz oben ist. Aber wenn man einen schweren Schlag einstecken musste und ganz unten ist und verunsichert, dann findet man heraus, wer wirklich zu einem steht. Dann weiss man, wer die wahren Freunde sind."

Er wusste, dass man zum Wohl der Gesellschaft Gewalt manchmal mit Gewalt begegnen musste. Und ausserdem war er erfüllt vom Gefechts-Adrenalin und der Wut eines Mannes, der soeben mit einem Straussen-Ei beschmissen worden war.

Ein Computerbildschirm zeigte bereits ein Bild von Pickel, auf dem er wie immer wie ein frisch elektro-geschockter Ochse dreinblickte.

"Ob einer eine Vorgeschichte als Selbstmordattentäter hat? Tja, Sir, ich glaube nicht, dass man eine Vorgeschichte als Selbstmordattentäter haben kann."

[...] jeder Bürokrat weiss, was er zu tun hat, wenn sein Rivale einen Geistesblitz hat. Man zieht mit. Man lobt ihn. Und dann findet man heimlich einen Weg, ihn zu sabotieren, wobei man darauf achtet, sich rechtzeitig von ihm zu distanzieren.

In der Brust eines jeden Einzelnen tobte der traditionelle Konflikt zwischen der Angst, wie ein Idiot dazustehen, und der Lust, im Fernsehen aufzutreten.

Er wollte sie für das Gefühl der Unzugänglichkeit bestrafen, das sie bei ihm auslöste, weil er tief in seinem Herzen wusste, dass sie für ihn unerreichbarer war als die rehäugigen Jungfrauen im Himmel.

Dean gaffte Cameron an [...]. Hier stand er, kaum neunzehn und kurz davor, seine Eingeweide an die Wände zu spritzen. Er würde dieses Mädchen nie kennenlernen, nie mit ihr reden. Er würde vielleicht sogar verantwortlich für ihren Tod sein.

Er wusste nicht, was mit der Welt los war: ein Haufen kranker Turbanträger drohte, den Präsidenten der USA umzubringen, und irgendein schwuler Engländer steht auf und hält eine Hetzrede gegen Hamburger.

[...] sie [die Ehe] ist wie ein Treffen der europäischen Landwirtschaftsminister, eine endlose Verhandlung über unlösbare Probleme.

Es war natürlich Haroun, der an den Wänden und an der Decke der Abgeordnetentoilette mit seinem Blut und seinem Gehirn einen auf Jackson Pollock machte.

Es war zweifellos ein guter Tag, um schlechte Neuigkeiten unter den Teppich zu kehren.