360° westwärts
Im Propellerflugzeug in 80 Tagen um die Welt
von Johannes Burges
- Buch auf Amazon
- ISBN: 978-3890294629
In 360° westwärts berichtet der Autor von seiner Weltumrundung in einem Kleinflugzeug, die er 2013 zusammen mit Wolf Schroen unternommen hat. Das Buch basiert auf dem Reiseblog des Autors (sein Reisepartner Wolf Schroen hat ebenfalls über die Reise gebloggt, und zwar in einem englisch-sprachigen Blog).
Ich fand 360° westwärts einen unterhaltsamen Reisebericht mit vielen Anekdoten. Teilweise ist der Bericht etwas oberflächlich, was vermutlich auch daran liegt, dass die Aufenthalte in den verschiedenen Orten und Ländern meist nur kurz waren. Vollkommen deplatziert wirkte das allererste Kapitel: anstatt zum Beispiel die Vorbereitungen zu schildern, beschreibt es die Etappe nach Japan. Glücklicherweise handelt es sich dabei um einen einmaligen Ausrutscher, danach geht es zurück auf Start und das Buch folgt dem chronologischen Ablauf der Reise.
Meine Notizen
Bis ans Ende der Welt - und noch etwas weiter
Eine Geisterinsel. Es gibt einen Tower, den niemand mehr bedient. Es gibt eine Landebahn, die niemand mehr pflegt. Seit Jahren landen hier keine Flugzeuge mehr. Wieso auch? Wer will schon nach Attu?
Zehn, elf Stunden wird unser Flug [von Attu] nach Japan dauern – wenn der Wind günstig steht und alles gut geht. 2'800 Kilometer liegen vor uns, über das offene Meer bis nach Sapporo. Auf dieser Strecke gibt es keine einzige Insel, auf der wir notlanden könnten. Und wenn der Wind nicht von hinten kommt, sondern uns von vorn entgegenblasen sollte, wenn unser winziges Flugzeug also gegen die Gewalten der Natur ankämpfen muss – dann können es auch zwölf, dreizehn Stunden werden. Vielleicht sogar vierzehn oder fünfzehn. Dann könnte es knapp werden mit dem Sprit.
Meine Frau hat immer gesagt: Erfüll dir deinen Traum! Flieg einmal um die Welt! Aber sie wusste nicht, was es heisst, von Attu nach Sapporo zu fliegen. Ich habe Todesangst...
Die Nacht ist tiefschwarz; als ich jedoch nach oben schaue, kann ich es kaum fassen: Über mir erstreckt sich ein Himmel, wie er phantastischer nicht sein könnte. Im Umkreis von mehreren Hundert Kilometern gibt es hier keine einzige Lichtquelle – die Sterne glitzern und funkeln in einer Pracht, die ich aus Europa nicht kenne, nicht einmal aus Regionen, die fernab der Grossstädte liegen.
Vorsicht, Kolbenfresser!
Werde ich mit Wolf klarkommen? Und er mit mir? Wir haben zwar den gleichen Traum, den wir beide mit der gleichen Zähigkeit, mit dem gleichen Elan verfolgen, aber wir sind noch nie miteinander geflogen, haben niemals länger Zeit miteinander verbracht.
Was für ein Glück im Unglück! Denn ohne den kaputten Propeller stünde ich jetzt nicht in der Werkstatt. Ohne den sichtbaren Schaden hätten wir den unsichtbaren Schaden an den Kolben niemals bemerkt. Wir wären mit einem Motor losgeflogen, der irgendwann seinen Geist aufgegeben hätte.
Ein "Pfefferstreuer" hebt ab
Und zu guter Letzt habe ich mein Testament gemacht. Für den Fall, dass ich nicht wieder heimkomme.
Über dem ewigen Eis der Arktis
In unserem Hotel [...] [in Iqaluit] drückt man uns zur Begrüssung eine Taschenlampe in die Hand – anscheinend fällt der Strom hier häufiger aus, die Rezeption jedenfalls ist darauf vorbereitet.
Amerikanische Albträume
Ein Wagen der US-Einwanderungsbehörde fährt heran, und wir zeigen den Sicherheitsleuten unsere Papiere. Bei Wolf, dem gebürtigen Amerikaner, reicht das. Ich dagegen muss in einen Bus steigen, der mich als einzigen Passagier zur riesigen Empfangshalle bringt. Eigens für mich öffnet der Einwanderungsbeamte einen Schalter.
Go west! Das Gefühl der Freiheit
So schön auch die Landschaft ringsum ist, so sehr verstört mich diese gekünstelte Stadt. Andererseits: Las Vegas passt zu einem Land wie den Vereinigten Staaten von Amerika, in dem alles möglich ist. Zur grossen Freiheit gehört eben auch, dass man die Freiheit hat, sich ins Unglück zu stürzen und alles zu verlieren: sein Geld und seine Seele.
Nirgends stehen mehr Privatmaschinen, nirgends gibt es mehr Starts und Landungen – in L.A. wohnen einfach sehr viele Menschen, die sich ein eigenes Flugzeug leisten können. Und zwar nicht bloss eine kleine Mooney, sondern einen richtigen Jet.
Das pazifische Abenteuer
Strecken, für die andere sich Monate Zeit lassen würden, legen wir innerhalb von Tagen zurück. Aber das ist ja das Faszinierende an unserer Erdumrundung. Heute die Arktis. Übermorgen New York und Dallas. Und nur wenige Tage später Kalifornien. Eine Reise der Gegensätze.
Eine wilde Party in Alaska
Auf einem grossen Schild lese ich: "Mach Lärm, damit die Bären nicht überrascht werden! Renn niemals davon, wenn du einen Bären siehst! Stell dich schlafen, wenn ein Bär dich angreift, und wehre dich erst, wenn der Bär anfängt dich zu essen."
"What I do today is important because I'm exchanging a day of life for it."
[...] bald füllt sich die Bar mit drei Dutzend Gästen, was angesichts der Einwohnerzahl [von ungefähr 70 Personen] von Cold Bay beträchtlich ist: Das halbe Dorf feiert mit uns.
Elf Stunden im Überlebensanzug
Zu sehen gibt es nicht viel. Kein Schiff, keine Insel. Bloss Wasser und Wolken.
Wir zelebrieren das Essen an Bord, denn es bietet eine schöne Abwechslung. Zugleich versuche ich, so wenig wie möglich zu trinken. Denn ich will vermeiden, dass ich unterwegs pinkeln muss. In dem dicken Überlebensanzug wäre das eine komplizierte Angelegenheit.
Zwischen Taifun und Waschsalon
Der Sinn der Japaner für Ordnung zeigt sich auch bei den vollautomatischen Toiletten in unserem Hotel. Die sind in jeder Hinsicht ein technisches Faszinosum: ausgestattet mit 13 Bedienknöpfen und einem Display am Spülkasten. Als ich den Toilettenraum betrete, hebt sich von selbst der Deckel; die Klobrille ist vorgewärmt. Und als ich die Toilette verlasse, springt automatisch die Spülung an und der Toilettendeckel senkt sich.
Ausspannen am weissen Strand
Die Fassade auf Boracay, der Strand, ist wunderschön – doch nur zwei, drei Strassen weiter ist vom vielen Geld, das der Tourismus auf die Insel bringt, nur wenig angekommen. Wir sehen einfache Häuser und eine Menge Dreck.
Mit der Notbatterie auf die Gewürzinseln
Mit dem Moped fahre ich am letzten Abend auch über den Flughafen [von Banda Neira], auf dem wir vor zwei Tagen gelandet sind. Die Start- und Landebahn steht jedermann offen, es gibt keinen Zaun, keine Absperrung. [...] Die Menschen gehen auf der Landebahn spazieren, fahren mit ihren Mopeds fröhlich hin und her, halten Märkte ab oder feiern spontan ein Fest.
Ohne Sprit in Papua-Neuguinea
Man hält uns fest. Eine Stunde. Zwei Stunden. Wir hocken in unserer kleinen Maschine, es ist heiss, und wir können nichts dagegen tun, denn "Maggie" verfügt über keine Klimaanlage. Nichts passiert, ausser dass wir angeglotzt werden, von Bewaffneten umringt.
Als sich plötzlich neun Maschinen nacheinander dem Flughafen nähern, ist der sichtlich überforderte Flughafen-Manager offenbar in Panik geraten: Er und die Uniformierten halten uns allen Ernstes für Terroristen, die in einer Art Grossangriff Vanimo attackieren wollen.
Jeder versucht, mit uns das grosse Geschäft zu machen und möglichst viele Dollars zu verdienen. In den Augen der Menschen in Vanimo sind wir unermesslich reich, wir sind also dankbare Opfer, die man ausnehmen kann.
Unter Huli-Kriegern
[...] plötzlich rumst es, der Kleinbus wackelt, und ich bekomme erst im letzten Augenblick mit, woran das liegt: Einer der Huli am Strassenrand haut mit seiner Machete auf das Blech. [...] Unser Fahrer, der alles mitbekommen hat, fährt weiter, als sei eine solche Attacke ganz normal.
Auf den Spuren von James Cook
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Coole Bars, lässige Australier
Ja, auch hier unten [in Melbourne], am anderen Ende der Welt, wird das Oktoberfest gefeiert – wenn auch etwas anders als in München. Als typisch bayerische Spezialität wird zum Beispiel ein Wiener Schnitzel mit Käsescheibe in der Semmel serviert.
Zwei Nächte im Erdloch
Wir hatten erwartet, auf einen richtigen See zu treffen. Und dann: nichts als Salz, eine rund 200 Kilometer lange, im Durchschnitt 30 Kilometer breite, weisse Kruste. Nur ein einziges Mal in den letzten 100 Jahren war der Lake Torrens für kurze Zeit mit Wasser gefüllt.
Verfolgt vom Jumbo-Jet
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Schmiergeld und Sonnenuntergänge auf Bali
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Singapur, die geleckte Stadt
Was für ein Kontrast! Erst Bali, diese schöne, manchmal auch raue Insel, die atemberaubende Natur und die ständige Bitte um Schmiergeld. Und nun Singapur, diese sterile Stadt, eine Ansammlung von blitzblanken Hochhäusern und Verbotsschildern. Erst die Gassen, in denen Unrat und Müll herumliegen, und nun die geleckten Strassen, in denen es niemand wagt, auf den Bürgersteig zu spucken.
Alles in dieser Stadt ist geordnet, für alles gibt es Regeln, für alles Strafen.
[...] jeder, der sich einen Wagen kauft, [muss] eine Verkaufssteuer von 150 Prozent bezahlen, weshalb ein Auto in Singapur fast dreimal so viel kostet wie in Europa. [...] Zudem verlieren [...] alle Autos, die älter als zehn Jahre alt sind, ihre Zulassung [...].
Fröhliche Nächte in Mandalay
Auf den Mopeds hocken die Menschen zu dritt, zu viert. Ganze Familien sind damit unterwegs, alle ohne Helm.
Die meisten Besucher auf dem Markt schauen uns erstaunt an. Sie sind immer noch überrascht, wenn sie einen Europäer sehen, zumal so grosse wie mich. Mit meinen 195 Zentimetern überrage ich fast alle um eineinhalb Köpfe.
Armes Chittagong, armes Bangladesch
Wer bei einer Taxi-Fahrt noch nie um sein Leben gefürchtet hat – im Tuk-Tuk in Chittagong ist es ganz sicher soweit!
Die Landung auf dem Dach der Welt
Landungen sind [in Paro] nur bei gutem Wetter und guter Sicht möglich. Ziehen Wolken auf, wird der Flughafen geschlossen; dann ist die Gefahr zu gross, dass ein Flugzeug an einem der steilen Hänge zerschellt.
Ein kleines Empfangskomitee wartet auf uns: einige Offizielle vom Flughafen und einige Abgesandte der nationalen Luftfahrtbehörde von Bhutan. Noch nie hat man hier eine so winzige Maschine wie unsere Mooney gesehen. [...] "Maggie" ist die erste Sportmaschine mit einem Kolbenmotor, die in Bhutan gelandet ist.
Bhutan, das abgeschiedene Königreich
Die Besuche in dem Himalaya-Staat sind stark reguliert, Individualreisen sind nicht erlaubt, die 50'000 Touristen, die jedes Jahr kommen, müssen stattdessen eines der vom Staat vorgegebenen Tour-Pakete buchen, Hotel und Führer inklusive.
Der zweite Tag der Woche ist seit 1999 ein "dry day", die Regierung will damit den üppigen Genuss von Alkohol in Bhutan einschränken.
Agenten, Elefanten, Bürokraten
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Seeadler über Bagdad
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Der Geschmack der Heimat
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