Raus!

Mein Weg von der Chefetage in die Psychiatrie und zurück

von

  • Buch auf Amazon
  • ISBN: 978-3827012548
  • Mein Rating: 5/10

In Raus! erzählt der Autor, der im Management einer börsen-kotierten IT-Firma tätig ist, von seinem zweimonatigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik aufgrund seiner Angsterkrankung und Depressionen.

Ich fand es mutig vom Autor, über seine Erkrankung und den damit verbundenen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik zu schreiben. Ist doch das Thema "psychische Erkrankung" noch immer ein Tabu in der Gesellschaft, ganz zu schweigen vom Stigma, welches einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik anhaftet.

Das Buch selbst hat mich jedoch nur bedingt überzeugt. Zwar hat der Autor einen angenehmen Schreibstil, doch fand ich die Kapitel-Struktur etwas seltsam, ich hätte eine chronologische Struktur passender gefunden. In seinen Ausführungen bleibt der Autor leider ziemlich oberflächlich, und ich hätte mir manchmal etwas mehr Tiefgang gewünscht. So hätte ich zum Beispiel gerne erfahren, wie er die Wiedereingliederungsphase konkret umgesetzt hat und was er für sich selbst geändert hat.

Meine Notizen

Prolog

Ich hatte Glück, entkam dem Strick. Ich ging in eine psychiatrische Klinik.

Gisela

Später werden Leute sagen, dass sie meinen Mut bewundern, diesen konsequenten Schritt gegangen zu sein – in eine psychiatrische Klinik. Dabei konnte von Mut überhaupt keine Rede sein. Wenn ich irgendwas nicht hatte, dann Mut. Ich war einfach nur verzweifelt, am Ende, ideenlos.

Schwindel

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Aufnahmestation

[...] die Türen hier sind extra leise, denn auf der Aufnahmestation kommt dreimal pro Nacht ein Pfleger ins Zimmer und schaut nach den Patienten.

Neuruppin

Ich empfinde plötzlich eine tiefe und durchdringende Sinnlosigkeit, alles scheint mir überflüssig, am meisten ich selbst. Was bin ich, was soll ich hier? Ich trete hinaus auf den Balkon, atme schwere und leere Luft, was passiert mir da gerade? Plötzlich, gerade zurück aus der Erholung, falle ich in ein erbärmliches Loch. Ich fühle mich einsam, als wäre ich der letzte Mensch im Universum, in einer Welt, die ich nicht bestellt habe, die ich auch nicht will [...].

Schicksalsgemeinschaft

Das wird ja toll werden mit meiner Gruppe. Ein unverständlicher Sachse, ein depressiver Beamter, ein sprachloser Rentner, einer mit irrem Dackelblick und ein Bekloppter mit Douglas-Papierhandtasche, herzlichen Glückwunsch! Die einzige Frau findet mich direkt mal scheisse und ist dummerweise ehrlich.

Abgrund

Das muss der Chef entscheiden, darin sind sich alle schnell einig, schliesslich geht es hier um enorm viel Geld, da ist höchste Management-Kompetenz gefragt, und ausserdem ist es ja so bequem (und sicher), nicht selbst entscheiden zu müssen, sondern es den Chef tun zu lassen. Ausser man ist der Chef.

Ich stehe allein in meinem Büro und habe Angst. Ganz allein. In meinem Büro. Habe Angst. Wovor, warum? Was jetzt? Was tun?

Die tausend Probleme des Tages bringen mich an den Rand der Verzweiflung. Und immer wieder die Frage: Warum hat dir das alles früher nichts ausgemacht? Warum nur passiert mir jetzt so was?

Dummerweise ist Urlaub gerade jetzt eine ganz schlechte Idee, es sind einfach zu viele Baustellen da, die ich erst zuschütten muss. Es hängt zu viel davon ab, ich darf jetzt nicht scheitern. Die Unruhe begleitet mich in diesen Wochen täglich rund um die Uhr, wird jeden Tag schlimmer, aus der Unruhe wird Angst, einfach Angst, ohne konkrete Bedrohung und ohne dass ich sagen könnte, wovor.

Rundweg

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Eiszeit

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Alltag

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Sicherungskasten

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Ursachenforschung

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Todesnacht

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Freud

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Zwanzig

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Paket

Gestern war einer dieser Tage, an denen ich mich fühle, als wäre ich gerade erst angekommen, oder schlimmer noch: als hätte ich es bitter nötig, hier eingewiesen zu werden. An solchen Tagen spüre ich zuerst die Unruhe, dann – ein winziger Auslöser reicht – Angst. Und wenn die Angst weicht, fühle ich mich nur leer und elend, nutzlos, depressiv. Immer noch – es gibt diese Tage immer noch. Das wirklich Schlimme daran ist, dass ich in diesen langen depressiven Momenten der tiefen Überzeugung bin, dass dieser Zustand niemals wieder verschwindet.

Weihnachten

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Lichtung

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Auswilderung

Wenn man erst mal von hundert auf null runtergefahren wurde, dann dauert es, bis man wieder voll beschleunigen kann.

In den zwei Monaten im Wald habe ich tatsächlich entdeckt, dass ich Musik hören kann, einfach so, ohne irgendwas dabei zu tun. Nur Musik hören. Sensationell für jemanden, der immer mindestens drei Dinge gleichzeitig getan und der Musik nie wirklich gefühlt hat.

Schluss

Freie, unverplante Zeit, in der richtigen Dosis genossen und dabei aufmerksam beobachtend, was sich daraus entwickelt – es gibt nichts Besseres.