Rache verjährt nicht

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  • ISBN: 978-3518463901
  • Mein Rating: 7/10

Wilfred "Wolf" Hadda verliert alles – seine Familie, seine Firma, seinen Reichtum, und seinen guten Ruf – als er wegen angeblichem Konsum von Kinderpornografie verhaftet und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wird. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis beginnt er damit, Rache an denjenigen zu nehmen, die ihn reingelegt haben.

Mir hat Rache verjährt nicht gut gefallen. Insbesondere die erste Hälfte des Buches, welche die Zeit bis zur Entlassung aus dem Gefängnis behandelt, fand ich äusserst gut geschrieben und es war ein Genuss zu sehen, wie der Autor verschiedene Schreibstile kombinierte. Die zweite Hälfte war dann eher im konventionellen Stil geschrieben. Die Geschichte selbst fand ich etwas konstruiert und sie enthält auch einige unlogische Elemente, wie zum Beispiel das Verhalten von Wolfs Ehefrau, welches ich nur bedingt nachvollziehen konnte.

Zitate aus dem Buch

Um halb sieben Uhr morgens wurden wir in unserem Haus in Holland Park durch hartnäckiges Klingeln an der Tür geweckt. Ich stand auf und ging zum Fenster. Als ich die Polizeiuniformen draussen sah, dachte ich zunächst, irgendein Spassvogel hätte uns zu unserem Hochzeitstag eine Strippertruppe geschickt.

Es stand auf der Kippe, ob ich meinem Anwalt oder dem Polizisten eine reinhauen würde. Wenn ich es irgendwie erklären müsste, würde ich sagen, dass es sinnvoller war, mich für Letzteren zu entscheiden, weil mein Verhältnis zu ihm offensichtlich hoffnungslos war, während ich Toby noch brauchen würde.

Als ich das zweite Mal in die Zelle gebracht wurde, behandelte man mich weniger freundlich als beim ersten Mal. Die beiden Polizisten, die mich dorthin schleiften und dann mit reinkamen, waren Experten. Nachdem die Tür wieder hinter ihnen zugefallen war, blieb ich noch eine gute halbe Stunde schmerzgekrümmt auf dem Boden liegen. Aber als ich mich einigermassen erholt hatte und meinen Körper inspizierte, konnte ich so gut wie keinen sichtbaren Beweis für diesen polizeilichen Übergriff entdecken.

Entweder die Polizei machte einen Riesenfehler, oder aber irgendwer versuchte, mich in die Scheisse zu reiten. So oder so, ich war mir sicher, dass ich das alles regeln könnte. Schliesslich war ich reich und mächtig, oder etwa nicht?

Mit Londoner Bussen ist das so eine Sache. Wenn du dringend auf einen wartest, kommt eine Ewigkeit keiner, aber wenn du wirklich keinen gebrauchen kannst... Ich sah ihn kommen, sah sogar das erschrockene Gesicht des Fahrers, konnte fast die Nummer erkennen. Dann sah ich nichts mehr.

Die Einzelhaft im Sondertrakt hatte ihn im Grossen und Ganzen vor tätlichen Angriffen durch Mitgefangene bewahrt, aber bei den wenigen Malen, als es aufgrund der hoffentlich rein zufälligen Unachtsamkeit der Wärter doch zu einem Angriff gekommen war, hatte er so blitzartig und brutal reagiert, dass nicht er, sondern die Angreifer im Krankenhaus gelandet waren.

Mit grosser Anstrengung hebst du den Kopf, um einen einäugigen Blick auf deine Arme zu werfen zu können. Zuerst der linke. Der sieht in Ordnung aus. Dann der rechte. Da stimmt was nicht. Du bist sicher, dass du früher mehr als nur zwei Finger hattest.

Du siehst aus, als hätte sich ein Betrunkener mit einer Kettensäge an dir ausgetobt.

Die Beleidigungen und Buhrufe, mit denen mich die Meute von Schaulustigen bei meinem ersten Auftritt [vor Gericht] begrüsste, ganz zu schweigen davon, dass ich obendrein mit Steinen beworfen und bespuckt wurde, liessen keinen Zweifel daran, wie erfolgreich die Meinungsmacher der Regenbogenpresse gewesen waren.

Das, was der Börsencrash von meinem Vermögen übrig gelassen hatte, nahmen mir die Scheidungsgerichte, und mir wurde rasch klar gemacht, dass es eine meilenlange Warteschlange von Investoren mit finanziellen Ansprüchen an mich gab, die nichts lieber tun würden, als meinen Hungerlohn pfänden zu lassen, den ich mit dem Nähen von Postsäcken oder mit irgendeiner anderen Erwerbstätigkeit, wie sie in den Gefängnissen ihrer Majestät derzeit angeboten wurden, verdienen würde.

"Wenn ich dich bezahlen würde, würde ich dich rausschmeissen!"

"Wo ist Toby?" - "Wahrscheinlich räumt er gerade seinen Schreibtisch frei, damit er seine fette Sekretärin darauf bumsen kann", sagte Imogen [Toby's Ehefrau].

"Grauer Fiesta, sehr unauffällig, ein echtes Psychiaterauto."

"Wenn mir nach nichtssagendem Geplapper zumute wäre, würde ich mir einen Papagei zulegen", entgegnete sie.

[...] er hatte einsehen müssen, dass es stimmte, was wahrscheinlich irgendein zynischer philosophierender Franzmann gesagt hatte: Es reichte nicht, wenn deine Wünsche in Erfüllung gingen, es musste auch jemand da sein, der dich deswegen beneidete.

"Er ist Anwalt, daher sieht er alles so schwarz-weiss."

"Seine Frau hat ihn am Weihnachtsmorgen gefunden. Er war im Wohnzimmer. Seine Hände auf der Terrasse. Der Sicherheitsrolladen ist runtergerauscht und hat sie abgehackt. Er ist verblutet."

"Ich dachte, sie unterliegen Reisebeschränkungen." - "Tu ich auch. Ich hätte eine Sondererlaubnis gebraucht. Wenn ich gefragt hätte."

Er wusste aus Erfahrung, wie lang der menschliche Verstand braucht, um mit der Verantwortung für den Tod eines anderen Menschen fertigzuwerden. Irgendwann würden die Gründe für mildernde Umstände sich in den Vordergrund drängen – immerhin hatten sie vorgehabt, ihn zu töten –, aber in diesem Moment war ihre Schuld oder Unschuld bedeutungslos. Sie waren nur zwei Leben, denen er ein jähes Ende bereitet hat.

"Als ich meinem Mandanten erklärt habe, es wäre in meinen Augen reine Zeit-, Geld- und Energieverschwendung, in Berufung zu gehen, hat er angedeutet, ihm eine Rechnung zu schicken wäre in seinen Augen so ziemlich das Gleiche, und falls es mir in den Sinn käme, irgendwelche Schritte dagegen zu unternehmen, hätte sein Bruder noch ein paar schlagende Argumente mit einem Baseballschläger zu bieten."

Sie war klein, feingliedrig, hatte nicht mal genug Fleisch am Körper, um eine hungrige Schmeissfliege satt zu kriegen, und war somit eindeutig nicht sein Typ.

Er hatte absolut nichts dagegen, Hadda in den Rücken zu schiessen, aber der Kick, ihn wissen zu lassen, wer den Abzug betätigte, wäre ein schöner Bonus.

"Setzen wir uns." - "Warum? Hast du was zum Picknicken mitgebracht?" Er sagte: "Nein. Ich dachte nur, im Sitzen ist es schwieriger, gewalttätig zu werden."