Paradiesvogel im goldenen Käfig

Singapur, Damaskus, Ankara... ein Diplomatenleben

von

  • Buch auf Amazon
  • ISBN: 978-3727213076
  • Mein Rating: 7/10

In Paradiesvogel im goldenen Käfig erzählt der Autor aus seinem Leben als Diplomat der Schweiz, deren Interessen er in Polen, Indonesien, Mexiko, Singapur, Syrien, und der Türkei vertreten hat.

Ich fand das Buch interessant, da es mir einen kleinen Einblick in einen mir bis anhin ziemlich fremden Berufsstand gewährt hat.

Meine Notizen

Der Mehrwert eines Diplomatenlebens ist es, während einer bestimmten Zeit vertieften Einblick in die Verhältnisse und das Wesen eines anderen Landes zu gewinnen und dort gleichzeitig die Interessen des eigenen Entsendestaates vertreten zu dürfen.

Der Diplomat führt in der Tat ein privilegiertes Leben, ist aber gleichzeitig an gewisse Verhaltensregeln gebunden, die ihn in seiner Bewegungsfreiheit recht drastisch einschränken können.

Wer schreibt, bringt immer das eigene Chaos und das der Welt in Ordnung.

Friedrich Dürrenmatt

Dieser Staat [Polen, 1973] beruhte im Grunde auf einer Verachtung des einzelnen Menschen . Der Einzelmensch wurde der Freiheit für unfähig oder unwürdig erachtet, jedenfalls als ein Hindernis zur Verwirklichung des Ziels einer "klassenlosen Gesellschaft".

Ein Vorgesetzter, mit dem man sich bestens versteht, spornt zu Höchstleistungen an. Er lässt die Mühsal und Entbehrungen, die man in einem schwierigen Land auf sich nehmen muss, ohne weiteres in den Hintergrund treten.

Eine vom breiten Publikum wahrgenommene Ausstellung über bildende Kunst, eine erfolgreiche Filmwoche oder das Konzert eines bekannten Orchesters tragen meiner Einschätzung nach viel mehr zum besseren bilateralen Verständnis bei als noch so viele und noch so gescheit abgefasste diplomatische Noten und wiederholte Demarchen im Aussenministerium des Gastlandes.

In der Absicht, sein Gegenüber freundlich zu behandeln und nicht zu verärgern, gehen viele Indonesier so weit, ein klares Nein zu vermeiden. Das Nein wird lächelnd durch das farblose und doch so typische belum (noch nicht) umschrieben, was für den Europäer keinen oder wenig Sinn macht. [...] Neben dem bei uns bekannten Lächeln oder Lachen aus Freude oder Schadenfreude gibt es ein Lächeln der Sorge, ein Lächeln der Verlegenheit, ein Lächeln der Trauer, ein Lächeln bei Beleidigung.

Die eher laute, hemdsärmelige Art der Mexikaner kontrastierte für uns augenfällig mit der raffiniert-zurückhaltenden Kultur der Indonesier. Ähnlich war hingegen sowohl bei den Mexikanern wie bei den Indonesiern das Bemühen, die Gefühle des ausländischen Fragestellers nicht zu verletzen, was in beiden Fällen dazu führte, dass sie lieber vage oder falsch antworteten, als dass sie zugaben, etwas nicht zu wissen.

Jeder sollte die menschliche Grösse haben, auch das eigene Verhalten und die eigenen Fähigkeiten einer selbstkritischen Prüfung zu unterziehen. Wer eine berufliche oder persönliche durchsteht und sich nicht unterkriegen lässt, geht daraus gestärkt hervor.

Aber selbst für Goh Chok Tong [Premierminister von Singapur] war es undenkbar, die Macht mit einer nennenswerten Opposition teilen zu müssen, weil dies seiner Meinung nach nur eine reine Verschwendung von Zeit und Energie dargestellt hätte, die dann bei der Lösung der wichtigen anfallenden Probleme fehlten...

Mehr als einmal hatte ich im Verlauf der Zeit ein Problem auf dem Golfplatz regeln können. Dort waren die Politiker nämlich direkt ansprechbar und nicht – wie im Büro – durch eine fast undurchdringliche Mauer von persönlichen Beratern und Sekretärinnen von der Aussenwelt abgeschirmt.

Überall kann sich ein Diplomat mit der Aneignung zumindest von Grundkenntnissen der Landessprache auf Anhieb viel Goodwill verschaffen.

Wahre Richterkunst besteht nicht darin, der obsiegenden Partei zu erklären, weshalb sie im Recht sei, das wusste sie ja von Anfang an, sondern darin, der unterliegenden Partei verständlich darzulegen, weshalb ihrer Auffassung aus rechtlichen Gründen nicht gefolgt werden kann.

Hans Peter Walter, ehemaliger Präsident des Bundesgerichts

Wenn das Vertrauen in den Chef erschüttert oder gar zerstört ist, bleibt auch die vermeintlich offenste Tür ungenutzt.

Als etwas Fundamentales gilt für die Diplomatie: in dramatischen Augenblicken noch mehr als sonst Verstand und Gefühl klar voneinander zu trennen.

A diplomat is a person who can tell you to go to hell in such a way that you actually look forward to the trip.