Outlaw

von

  • Buch auf Amazon
  • ISBN: 978-3764504205
  • Mein Rating: 7/10

Eigentlich möchte der Einzelgänger Jack Reacher nur einen Kaffee trinken im einzigen Restaurant von Despair. Doch dort wird er grundlos bedroht, verhaftet und wegen Landstreicherei des Ortes verwiesen und in den Nachbarort Hope ausgeschafft. Dort lernt er die Polizistin Vaughan kennen, die ihn unterstützt, als er versucht, den Motiven des seltsamen Verhaltens in Despair auf den Grund zu gehen...

Mir hat Outlaw gut gefallen, insbesondere die Hauptfigur – Jack Reacher – fand ich eine interessante und faszinierende Person. Auch gefiel mir, dass der Autor brisante Themen wie Desertion, den Umgang mit invaliden Kriegsveteranen, und schmutzige Bomben, thematisiert. Einzig den finalen Showdown fand ich etwas unrealistisch.

Zitate aus dem Buch

Früher, als er noch geraucht hatte, hätte er sich jetzt vielleicht eine Zigarette angezündet, um sich die Zeit zu vertreiben. Aber wer rauchen wollte, musste mindestens eine Packung und ein Streichholzbriefchen in der Tasche haben, und Reacher verzichtete seit Langem darauf, sich mit Überflüssigem zu belasten. In den Taschen befand sich nichts ausser Papiergeld, einem abgelaufenen Pass, einer Bankkarte für Geldautomaten und einer zusammenklappbaren Zahnbürste. Auch anderswo wartete nichts auf ihn. Kein Lagerraum in irgendeiner fernen Stadt, nichts bei Freunden Untergestelltes. Ihm gehörten die Dinge in seinen Taschen, die Kleidung, die er trug, und die Schuhe an seinen Füssen. Das war alles, und es genügte. Alles, was er brauchte, aber nichts Überflüssiges.

Reacher hasste es umzukehren. Er marschierte gern vorwärts, volle Kraft voraus, wohin auch immer.

Er hatte Filme über amerikanische Kleinstädte gesehen, in denen die Sets herausgeputzt worden waren, damit sie perfekter und lebendiger als die Realität wirkten. Dieses Nest war das genaue Gegenteil. Man hätte glauben können, ein Designer und ein ganzes Team von Helfern hätten geschuftet, um es schäbiger und düsterer aussehen zu lassen als unbedingt nötig.

Reacher sagte: "Ich gehe, wenn ich eine Tasse Kaffee getrunken habe." - "Sie gehen jetzt." - "Schwarz, ohne Zucker." - "Ich will keinen Ärger." - "Den haben sie schon. Bekomme ich eine Tasse Kaffee, gehe ich freiwillig. Bekomme ich keine, versuchen diese Kerle, mich rauszuwerfen, und sie verbringen den Rest des Tages damit, ihr Blut vom Boden aufzuwischen, und den ganzen morgigen Tag damit, neue Stühle und Tische zu besorgen."

"Einer von euch wird die anderen drei zu einem sechsmonatigen Aufenthalt ins Krankenhaus fahren. Wollt ihr mich so dringend aus der Stadt haben, dass ihr das riskiert?"

"Sind sie verheiratet?", fragte Reacher. "Warum?" - "Hab ich mir gedacht. Sie wichsen anscheinend lieber."

Er dachte über Despair nach und fragte sich vor allem, wieso es wichtiger gewesen war, ihn aus der Stadt zu vertreiben, als ihn wegen seines tätlichen Angriffs auf den Deputy einzulochen.

"Warum gehen sie zurück?" - "Weil man mich aufgefordert hat wegzubleiben."

"Sie sollten die Polizeistation in Despair verständigen." - "Auf die würde ich nicht mal pissen, wenn sie in Flammen stünde."

"Sie sollten anrufen und sich freiwillig aussagebereit erklären." - "Nein." - "Warum nicht?" - "Ich war Soldat. Ich melde mich nie freiwillig."

Zeitpunkt und Zufall. Manchmal nützten sie einem. Manchmal liessen sie einen auch unvorbereitet dastehen.

Ein Trio, ein Paar und vier Einzelgäste, die etwa gleichmässig über den Raum verteilt waren. Kollateralschäden, die nur darauf warteten, sich ereignen zu können.

"Die dortige Polizei leidet vorübergehend unter Personalmangel." - "Sie haben einen der Cops ausser Gefecht gesetzt?" - "Beide. Und ihre Streifenwagen." - "Sie sind total verrückt." - "Nein, ich bin ein Mann mit Grundsätzen. Wer mich in Ruhe lässt, den lasse ich in Ruhe. Tun Leute das nicht, tu ich's auch nicht."

"Besser wär's, sie würden mir ihren Generalschlüssel aushändigen. Dann brauchen sie später keine aufgebrochenen Schlösser reparieren zu lassen."

Der Barkeeper, ein schwerer, blasser Mann um die vierzig, sah weder intelligent noch sympathisch aus.

"Geben sie mir ein Bier, sonst fange ich an, ihren Laden zu zerlegen."

"Sie stecken so tief in der Scheisse, dass sie sich nicht mal mit 'nem Bagger rausgraben könnten."

Der Kerl, der den Abend mit einem gebrochenen Unterkiefer begonnen hatte, hatte eine gebrochene Nase und schlimme Kopfschmerzen dazubekommen.

In neun von zehn Fällen waren nur Mormonenmissionare noch weniger willkommen als er.

"Wo sind die Deputies?" - "Zum Erste-Hilfe-Posten im Werk unterwegs." - "Was ist ihnen zugestossen?" - "Ich."

"Sie sind eine Ein-Mann-Verbrechenswelle."

"Ein Vertrag mit dem Pentagon ist heutzutage die schnellste Methode, um reich zu werden."

"Und Ramirez ist ermordet worden." - "Nicht ermordet. Sie haben ihn nur hilflos sterben lassen."

"Ich bin hier, um einen Krankenbesuch zu machen, und sie wollen mich zusammenschlagen lassen? Was für ein Christ sind sie eigentlich?"

"Das Gehirn verfügt über ungenutzte Reserven, aber Nervenzellen können sich nicht regenerieren. Er wird immer so bleiben. Er gleicht einer Echse mit Gehirnschaden und weist den IQ eines Goldfischs auf. Er kann sich nicht bewegen, ist blind und taub und kann nicht denken."

"Eigentlich ist es eine Zen-Sache. Habe ich ihn wirklich besucht, wenn ich ihn besuche und er nicht weiss, dass ich ihn besucht habe?"

"Ich könnte dafür sorgen, dass sie rausfliegen. Aber das ist nicht meine Art. Ich biete stattdessen persönliche Wahlmöglichkeiten an. Wollen sie wissen, welche Wahl sie haben?" - "Welche?" - "Sie tun, was ich ihnen sage – mit freundlichem Lächeln." - "Oder?" - "Oder sie werden Patient Nummer achtzehn."

Reacher befahl: "Stehen sie sofort auf, sonst sorge ich dafür, dass sie nie mehr stehen können."

"Dieses Pflegeheim ist eine Schande. Es ist schmutzig und chaotisch. Passen sie also auf. Sie setzen ihren mageren Arsch in Bewegung, organisieren ihre Leute und lassen es gründlich putzen. Sofort. Ich komme wieder – vielleicht morgen, vielleicht nächste Woche, vielleicht nächsten Monat – und wenn mein Gesicht sich dann nicht im Fussboden spiegelt, stelle ich sie auf den Kopf und benutze sie als Mopp. Anschliessend trete ich sie so fest in den Hintern, dass ihr Rückgrat zwischen ihre Zähne gerät."

Vaughan zögerte kurz, dann berührte sie ganz vorsichtig das Narbengewebe. "Was war das?" fragte sie. "Eine Lastwagenbombe in Beirut." - "Splitter?" - "Teile eines Mannes, der vor mir gestanden hat." - "Wie schrecklich!" - "Für ihn. Nicht für mich. Metallsplitter hätten mich bestimmt durchsiebt."

"Wieso sind die Krankenhäuser so furchtbar?" - "Weil ein Verwundeter, der nicht mehr kämpfen kann, für die Army eigentlich nur noch Müll ist. Also überlässt sie ihn Zivilisten, denen er ebenfalls egal ist."

"Vielleicht ist die Tür abgesperrt." Reacher hob sein Brecheisen. "Ich hab einen Schlüssel", sagte er.

"Sie sind Atheist, vermute ich." - "Wir sind alle Atheisten. Sie glauben nicht an Zeus oder Thor, an Neptun oder Kaiser Augustus, nicht an Mars oder Venus oder den Sonnengott Ra. Sie lehnen tausend Götter ab. Was kümmert es sie also, wenn jemand tausendundeinen ablehnt?"

Reacher fragte: "Was war in dem Behälter?" - "Leute", antwortete Thurman. "Männer, vielleicht auch Frauen. Wir kratzen sie von dem Metall ab. Ist das Fahrzeug ausgebrannt, bleibt sonst nichts von ihnen übrig. Russ auf Stahl. Wir kratzen ihn ab, wickeln ihn in kleine Papiere und kippen ihn in solchen Behältern zusammen. So werden die sterblichen Überreste dieser armen Menschen wenigstens noch beigesetzt."