Die Kunst über Geld nachzudenken

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  • ISBN: 978-3548700465
  • Mein Rating: 5/10

Die Kunst über Geld nachzudenken ist ein Buch über die Börsenerfahrungen und -weisheiten des Spekulanten Kostolany, angereichert mit zahlreichen Anekdoten.

Das Buch ist unterhaltsam geschrieben und entlockte mir immer wieder ein Schmunzeln. Doch insgesamt fand ich es zu knapp und zu oberflächlich. Einige Punkte hätte der Autor gerne etwas vertiefter betrachten können, während ich andere Punkte überflüssig fand.

Meine Notizen

Vorwort

André Kostolany hat sich seit 1917 ununterbrochen mit Geld und Börse beschäftigt und war dennoch kein Materialist. Nicht das Geld, das er bei Spekulationen einstrich, sondern mit seiner Überlegung Recht bekommen zu haben, bereitete ihm das Vergnügen. Er bezeichnete sich selbstbewusst als Spekulant. Für ihn war Spekulation eine intellektuelle Herausforderung.

Vor allem aber genoss der Weltbürger Kostolany die finanzielle Unabhängigkeit, die ihm das Geld gab. Sie war für ihn nach der Gesundheit das wichtigste Gut und der grösste Luxus: die Unabhängigkeit, (fast) alles tun und alles sagen zu können, was man will, und nichts tun und sagen zu müssen, was man nicht will.

Die Faszination des Geldes

Der Drang nach Geld ist die Triebfeder des wirtschaftlichen Fortschritts. Die Chance, Geld zu verdienen, setzt die Kreativität, den Fleiss und die Risikobereitschaft jedes Einzelnen frei.

Der Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialismus ist einfach erklärt: ein grosser Kuchen, der ungerecht, oder ein kleiner Kuchen, der gerecht geteilt wird; mit dem Ergebnis, dass die gerechten Stücke des kleinen Kuchens viel winziger sind als die kleinsten Stücke des grossen Kuchens.

Geld ist wie Meerwasser, je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man.

Arthur Schopenhauer

Für viele macht nicht der Besitz, sondern das Verdienen des Geldes den eigentlichen Reiz aus. Wenn mir eine Spekulation glückt, dann freue ich mich in erster Linie nicht über das Geld, das ich dabei einstreiche, sondern über die Tatsache, mit meiner Idee gegen die Meinung der anderen Recht bekommen zu haben.

Nach meiner Definition ist der Millionär derjenige, der dank seines Kapitals von niemandem abhängig ist, um seine Ansprüche zu befriedigen. Er braucht nicht zu arbeiten und sich weder vor dem Chef noch dem Kunden zu beugen. [...] Der eine braucht dazu 500000, ein anderer fünf Millionen Dollar. Es hängt von den persönlichen Ansprüchen und Verpflichtungen ab.

Wer zu sehr an seinem Geld klebt, kann es nicht investieren, weil er jedes Risiko scheut, es zu verlieren.

Nach meiner Erfahrung gibt es drei Möglichkeiten, schnell reich zu werden:

  1. durch eine reiche Heirat
  2. durch eine glückliche Geschäftsidee
  3. durch Spekulation

Für mich ist der Spekulant der intellektuelle, mit Überlegung handelnde Börsianer, der die Entwicklung der Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft richtig prognostiziert und davon zu profitieren versucht.

Mein Börsenzoo

Wer viel Geld hat, der kann spekulieren,
wer wenig hat, darf nicht spekulieren,
und wer überhaupt kein Geld hat,
der muss spekulieren.

Kein Vermögen ist so gross, dass es sich nicht an der Börse verlieren liesse.

An der Börse kommen die Dinge nie so, wie man denkt. Hat man die richtige Idee, wird sie sich eines Tages auch auszahlen, doch wann weiss niemand.

Wenn ich ehrlich bin, würde ich jedem Leser raten, sich in das Lager der Anleger zu schlagen. Sie erzielen im Durchschnitt die beste Performance aller Börsenteilnehmer, denn auch von den Spekulanten gehört nur eine Minderheit zu den Gewinnern.

Jeder Börsenverlust ist gleichzeitig ein Gewinn an Erfahrung. Und diese ist in der Zukunft meistens mehr wert als das, was man gerade verloren hat. Profitieren kann man von den Misserfolgen aber nur, wenn man sie genau analysiert. Und zur Analyse eignen sich die Gewinn bringenden Spekulationen weniger als die verlustreichen. Das liegt in der Natur der Sache. Gewinnt man an der Börse, fühlt man sich bestätigt und schwebt über den Wolken. Das Gefühl, man müsse noch dazulernen, verspürt man nicht. Erst ein schmerzlicher Verlust holt einen auf den Boden der Tatsachen zurück. Und dann muss man diagnostizieren, wo der Fehler lag.

Spekulieren! aber womit?

Immer wenn sich irgendwo eine Chance bietet, eine Diskrepanz zwischen dem Preis einer Ware, Währung, Anleihe oder Aktie und ihrem fairen Wert entsteht, engagiert sich der Spekulant und wartet darauf, dass der Markt die Differenz irgendwann ausgleicht. Die ganz grossen Chancen bieten sich nicht jeden Tag, sodass es sich lohnt, nicht nur die Aktie als Spekulationsobjekt ins Kalkül zu ziehen.

Die einzige Sachwertanlage, die eine Rendite abwirft, ist die Immobilie. Der Besitzer kassiert oder spart die Miete, wenn er in seiner eigenen Immobilie wohnt.

Die bei den immobiliengläubigen Deutschen weit verbreitete Ansicht, Immobilien würden im Preis ständig steigen, ist Unsinn. Sie können ebenso fallen. Der Besitzer nimmt es nur nicht wahr wie bei seinen Aktien, da der Preis für seine Wohnung, sein Haus oder sein Bürogebäude nicht jeden Tag in der Zeitung steht oder bei n-tv über den Ticker läuft.

Was mir am Immobilienmarkt gefällt: Es gibt keine Zocker. Die Kosten für die Transaktionen sind zu hoch, als dass man an einem Tag kaufen und am nächsten wieder verkaufen könnte.

Die Börsen – Nervensystem der Marktwirtschaft

Ich bin [...] davon überzeugt, dass jemand, der sich nicht mindestens zweimal an der Börse ruiniert hat, keinen Anspruch auf den schönen Titel "Spekulant" erheben kann.

Hinter der Spekulation steckt immer der Mensch mit seinen Tugenden und Schwächen.

Ich bin meistens zur Börse gegangen, weil ich nirgendwo so viele Dummköpfe pro Quadratmeter treffen konnte wie dort. Nicht weil ich Gefallen an Dummköpfen finde, sondern um anschliessend das genaue Gegenteil dessen zu tun, was sie tun.

Was die Kurse bewegt

Ein Unternehmen kann noch so gute Gewinne erzielen und Dividenden zahlen, es kann noch so gute Zukunftsaussichten haben, steigen wird es an der Börse erst, wenn die Nachfrage grösser als das Angebot ist.

Alles hängt von Angebot und Nachfrage ab. Und meine ganze Börsentheorie ist darauf aufgebaut. Aus diesem Blickwinkel ist es vollkommen egal, ob die Gewinne der Unternehmen gut oder schlecht sind, ob Krieg oder Frieden herrscht, Rote oder Schwarze die Macht ergreifen. Natürlich haben auch diese Ereignisse einen Einfluss auf die Kurse. Doch ihr Einfluss ist nur mittelbar. Erst wenn die Geld- und Wertpapierbesitzer diesen Ereignissen Bedeutung beimessen und ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen daran orientieren, wirken sie sich auf die Kurse aus.

Die langfristigen Einflussfaktoren

Die Börse kann sich langfristig nicht von der Wirtschaft abkoppeln. Deshalb muss der Spekulant die wirtschaftliche Situation eines Landes und heute, im Zeitalter der Globalisierung, natürlich auch die Weltwirtschaft genau beobachten und analysieren. Doch Vorsicht, nicht die Entwicklung der Vergangenheit, sondern der Zukunft ist entscheidend.

Ich bin davon überzeugt, dass die Wirtschaft grundsätzlich wachsen will, weil die Triebfeder des Wachstums der Drang des Menschen nach einem immer höheren Lebensstandard ist. Und sind die Reichen faul und satt, gibt es andere, die es auch nach oben schaffen wollen und für weiteres Wachstum sorgen.

Ein mögliches Hemmnis für das Wirtschaftswachstum ist eine verfehlte Steuerpolitik, die jede Leistung bestraft. Wenn man wie einst in Schweden 90 Prozent seiner Einkünfte abgeben muss, hat irgendwann keiner mehr Lust, etwas zu unternehmen, zu investieren und 14 Stunden am Tag fast ausschliesslich für den Staat zu arbeiten. Genauso können Vorschriften, Genehmigungsverfahren und Überregulierung die Wirtschaft hemmen.

Die mittelfristigen Einflussfaktoren

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Die Börsenpsychologie

Geduld ist vielleicht das Wichtigste an der Börse und der Mangel an ihr der häufigste Fehler.

Gewinnt der Börsianer, schreibt er sich den Erfolg selbst zu. Verliert er jedoch, ist immer ein anderer schuld.

Die Auf- und Abwärtsbewegungen mit ihren Übertreibungen nach oben und unten sind ein Spiegelbild der menschlichen Psyche – der Tanz zwischen Panik und Übermut. Boom und Börsenkrach sind ein unzertrennliches Gespann, der eine kann nicht ohne den anderen sein.

Es ist ein ewiges Gesetz: kein Börsenkrach, dem nicht ein Boom vorangegangen wäre, und kein Boom, der nicht mit einem Börsenkrach endet.

Nichts ist leichter, als den Leuten Wertpapiere zu verkaufen, deren Kurs schon gestiegen ist. Ebenso schwer ist es, das Publikum für Aktien zu interessieren, wenn die Kurse schon gefallen sind oder sehr tief stehen, denn die Laune des Publikums folgt den Launen der Kurse. Die Masse kauft nur bei steigenden Preisen, die dadurch noch weiter in die Höhe getrieben werden.

Hat der Spekulant es geschafft, sich der Massenpsychose zu entziehen, und hat er in der übertriebenen Abwärtsbewegung gekauft, muss er danach allerdings auch die Nervenstärke aufbringen, die Papiere zu halten – auch wenn sie noch weiter zurückgehen. Hier besteht die grosse Gefahr, strapaziert durch die eigenen Verluste den Kopf zu verlieren.

Im Informationsdschungel

Das echte Börsenwissen ist das, was übrig bleibt, wenn man alle Details vergessen hat. Man soll nicht alles wissen, sondern alles verstehen und im passenden Augenblick die Zusammenhänge richtig deuten und entsprechend handeln. Man muss die wichtigen Ereignisse wie ein Radargerät auffangen, die Zusammenhänge richtig interpretieren und – selbstständig denken!

Wenn ich in ein Restaurant gehe, bestelle ich justament nicht das, was mir der Wirt empfiehlt, denn das will er loswerden. So verhält es sich auch mit 90 Prozent der Börsentipps und -empfehlungen.

Stockpicking

In der Hausse kann selbst der schlechteste Stockpicker noch etwas verdienen, während in der Baisse nicht einmal die besten gewinnen. Folglich kommt zuerst die generelle Tendenz und erst an zweiter Stelle die Aktienauswahl. Nur den Anleger, der über Zeiträume von mindestens 20 Jahren anlegt, braucht die generelle Tendenz nicht zu interessieren.

Was an der Börse jeder weiss, macht mich nicht mehr heiss.

Hat bereits das breite Publikum die Wachstumsbranchen ausgemacht, sind die Kurse oft extrem hoch und das Wachstum der nächsten Jahre, ja, vielleicht sogar Jahrzehnte ist im Kurs vorweggenommen. [...] Der Spekulant muss versuchen, die Wachstumsbranchen früher zu erkennen als das breite Publikum. Nur so hat er die Chance, zu einem fairen Preis einzusteigen.

Ich habe oft auf die sogenannten Turnarounds gesetzt. Sie sind eine weitere Chance den Gesamtmarkt in der Performance um ein Vielfaches zu übertreffen. Mit Turnarounds sind Unternehmen gemeint, die in einer tiefen Krise stecken, Verluste machen und vielleicht sogar kurz vor der Pleite stehen. Die Kurse sind dementsprechend im Keller. Wenn aber diese Gesellschaften den Turnaround schaffen und wieder Gewinne erzielen, schnellen die Kurse steil empor.

Die Geldverwalter

Fonds ähneln ein wenig einem Restaurant: Nicht nur die Qualität der Zutaten ist entscheidend, sondern auch die Kochkunst des Chefs. Auch mit erstklassigen Zutaten kann ein Koch schlechte Küche machen. Ein grosser Künstler dagegen bereitet mit den einfachsten Dingen die schmackhaftesten Gerichte zu.

An den, der es wagen will

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