Benzinkönig

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  • ISBN: 978-3630873183
  • Mein Rating: 5/10

Das Buch Benzinkönig ist im Tschetschenienkrieg angesiedelt und wird hauptsächlich aus Sicht des russischen Majors Schilin erzählt. Er ist der "Benzinkönig" und leitet ein Treibstofflager, von dem aus die Truppen mit Benzin versorgt werden. Um die Sicherheit der Treibstofftransporte zu gewährleisten, verkauft er auch Benzin an die Tschetschenen, die dann diese Transporte durchlassen.

Mein Eindruck von Benzinkönig ist zwiespältig. Auf der einen Seite gibt es mit Major Schilin eine faszinierende Hauptfigur, doch auf der anderen Seite fand ich den Stil des Autors gewöhnungsbedürftig.

Zitate aus dem Buch

Sie hatten sich kein bisschen gewundert, als ihn eine russische Kugel getroffen hatte. Solange ein Bekloppter lebt, stellen sich viele diese schwermütigen Fragen. Warum lebt er überhaupt? Wozu hat ihn seine Mutter laufen gelehrt? Warum hat sie ihn warm angezogen, wenn es kalt war? Auch lesen hat man den Deppen gelehrt, wozu? Dafür versetzt der Tod des Bekloppten niemanden in Erstaunen. Sein Ende finden alle gesetzmässig. Für den da ist es ganz normal. Man fragt nicht, wie alt er ist. Sein Tod erscheint allen als schweigend akzeptierte Wahrheit. Wiederherstellung der Gerechtigkeit in der Natur. Man seufzt nicht einmal. Ist halt so gekommen. Ein Bergrutsch oder eine russische Kugel ... oder der Depp ist einfach überfahren worden. Niemand fragt jetzt noch – wozu?

Benzin ist das Blut des Krieges.

Dass der Hubschrauber mit den Gefangenen überlastet war, merkten die Föderalen erst in der Luft. Abusalim wurde auf einen Hügel abgeworfen. Man warf ihn einfach hinaus. Es war zu eng im Hubschrauber.

Der tote Russe war wie ein Sieb. Durch ihn hindurch sah man die Erde. Die Grasbüschel.

Ich schaue kein Fernsehen, obwohl es im Lager eine "Glotze" gibt. Ich mag kein schlaues Geschwätz. Mag keine schwarz verkohlten russischen Panzer. Mag auch das obligatorische Fernsehbild nicht, wenn wieder einmal ein erschossener Hadschi Murat zerfetzt auf der Erde liegt ... zusammengekrümmt ... zwanzig Kugeln im Leib. Doch das Gesicht wird ganz bestimmt gezeigt. Ich mag das nicht und schaue mir das nicht an. Vor allem, weil ich viele Feldkommandeure lebendig gesehen habe. Sie sind meine Feinde, ich weiss. Aber ihre Leichen interessieren mich nicht.

Kramarenko konnte nicht glauben, dass es meinen Vater aus freien Stücken nach Tschetschenien getrieben hatte, aus dem schlichten Verlangen, frischen Wind in sein fades Leben zu bringen und mit neuen Leuten zu trinken.

Sie lachten. Der Krieg ist eine lustige Sache. Manchmal.

Für die meisten Menschen spielt es keine Rolle, ob dich ein schöner oder ein potthässlicher Mensch tötet. Doch aus Erfahrung weiss ich: Es ist doch angenehmer, wenn ein schöner Mensch die Knarre auf dich richtet. Irgendwie ruhiger.

Die Kugeln eines modernen grosskalibrigen Maschinengewehrs verwunden einen Menschen nicht, sondern zerreissen ihn. In Stücke. Und genauso reissen sie auch den Felsen daneben in Stücke. Muchin türmte, nur nach Gehör schiessend, Leichen auf. Während er auf die Stimmen schoss.

Dem unglücklichen Bruder spritzte als Erstem das Hirn heraus. Sein Kopf barst krachend. Er hatte nicht einmal mehr begriffen, woher geschossen wurde.

Dieses Bedauern mit den Frischlingen belagert mich. Hundert Jungs in Kampfanzügen mit Kalaschnikows. Auf Schützenpanzern, auf Panzern. Rotznasen und Glotzaugen. Du darfst sie nicht bedauern, sage ich mir. Das ist der Krieg. Nicht bedauern, wiederhole ich. Das ist der Krieg. Sie sind zum Töten gekommen. Sie müssen töten. Und der Krieg muss auch sie töten.

[...] zu sehen war nichts mehr. Sogar die Lastwagen waren restlos verbrannt. Menschen konnte man schon gar nicht mehr einsammeln. An ihrer Stelle lagen undefinierbare verbrannte Teile wild durcheinander.

Der Tod im Krieg ist immer ein Scheusal, und alle seine Gedanken kreisen um dich. Doch dabei neckt dich der Tod vorsätzlich mit fremdem Tod. Du glaubst, er sei fremd.