Am Abend des Mordes

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  • ISBN: 978-3442753178
  • Mein Rating: 7/10

Als Inspektor Gunnar Barbarotti nach dem überraschenden Tod seiner Frau Marianne wieder an die Arbeit zurückkehrt, erhält er den Auftrag, sich mit dem alten, ungelösten Fall eines vor fünf Jahren spurlos verschwundenen Mannes zu beschäftigen. Das Spezielle dabei ist, dass dieser vor seinem Verschwinden mit einer Mörderin zusammengelebt hat – der "Schlächterin von Klein-Burma" – die ihren Mann erschlagen und zerstückelt hat, und dafür elf Jahre im Gefängnis sass. Und die deshalb die Hauptverdächtige war, und noch immer ist, etwas mit dem Verschwinden zu tun zu haben.

In meinen Augen ist Am Abend des Mordes weniger ein Krimi, sondern eher ein Roman. In dem nicht unbedingt die Ermittlungen im Vordergrund stehen, sondern die Trauer und deren Bewältigung durch die Hauptperson, Inspektor Barbarotti. Und dieses Gefühl der Trauer bringt der Autor sehr gut rüber. Doch auch der Fall selbst ist clever konstruiert und der Autor hat mich gekonnt in die Irre geführt, wenngleich sich die Ermittlungen etwas zu stark in die Länge ziehen. Gestört haben mich die übersinnlichen Elemente (seine tote Frau kündigt ihm einen Brief an, der dann auch prompt eintrifft) und dass Gott und die Bibel öfters erwähnt werden.

Zitate aus dem Buch

[...] jedenfalls hatte Eva Backman schon nach wenigen Stunden der Ermittlungen gespürt, dass sie am liebsten Verkehrspolizistin oder Drogenfahnderin oder was auch immer gewesen wäre. Alles, nur keine Kriminalinspektorin, die in einem verzwickten Fall mit einem toten Rassisten ermittelte.

In seinen knapp zwei Jahren im Stadtrat war es Raymond Fängström gelungen, seinen Mitbürgern zwei Dinge zu beweisen: Er hasste alle Menschen, die südlich der Alpen geboren waren, und er gehörte nicht unbedingt zu den hellsten Köpfen im Lande.

Wenn es zwei Dinge auf der Welt gab, die nicht zusammenpassten, dann waren dies Trauer und Appetit.

"Sie nehmen nichts auf, sie machen sich keine Notizen, und dann sitzen sie hier und gähnen, während ich lebenswichtige Informationen liefere. Was sind sie eigentlich für ein lausiger Polizist?"

Der einzige mildernde Umstand, der ihm zu diesem Ort in den Sinn kam, bestand darin, dass es keine Nachbarn zu geben schien. Jedenfalls nicht in Sicht- oder Hörweite. Was wiederum hiess, dass dies ein ausgezeichneter Platz war, falls man jemanden erschlagen, ein bisschen zerlegen und in aller Ruhe vergraben wollte.

Man fand keine Leiche, nur den Leichnam eines Mopeds.

Wenn er nun also beschlossen hatte, eine Idiotin zu heiraten, musste seine frühere Frau dann nicht auch eine Idiotin gewesen sein? Oder ging es etwa nur darum, dass Blanche elf Jahre jünger war als sie, früher Tänzerin gewesen war und frisch geliftete Titten hatte? Dann war nur Ville ein Idiot, aber der Gedanke half ihr trotzdem nicht besonders, ihre finstere Stimmung aufzuhellen.

In allen wesentlichen Aspekten war Rune Backman bereits lange vor seinem Ableben tot gewesen.

Neben ihr lag Harry auf dem Rücken und schnarchte mit offenem Mund. Sie dachte, wenn sie nur – nur für einen kurzen Moment – dreihundert Kilo wiegen dürfte, dann hätte sie ein Kissen auf sein Gesicht und sich selbst darauflegen können. Eine Minute oder so. Um sowohl dem Schnarchen als auch ihm selbst ein Ende zu bereiten.

[...] es gibt Lichtungen im Wald, die kann man nur finden, wenn man sich verirrt hat.

"Nein, für die Entwicklung eines Kindes ist es nie förderlich, wenn ein Elternteil das andere erschlägt."

Man soll über Leute, die seit mehr als zwanzig Jahren tot sind, nicht schlecht reden, aber Harry Helgesson ist zu seinen Lebzeiten ein Drecksack gewesen und darf hier gerne die Ausnahme von der Regel bilden.

Staffan Larsson und Börje Granat bilden die Summe aller Menschen in der Welt, die Harry vermissen, sie kommen mit Bier und Blumen, und sie sitzt da und lügt ihnen ins Gesicht.

Ich wünschte, ich dürfte mein Leben noch einmal leben, denkt sie. Nichts ist so gekommen, wie es kommen sollte. Nein, denkt sie als Nächstes, dürfte ich es noch einmal leben, würde ich es bestimmt wieder vermasseln.

Warum muss die Zeit nur so trostlos linear sein?, fragt er sich. Warum darf man nicht irgendwann aufwachen und zwölf sein; an einem anderen Morgen zweiundfünfzig, am nächsten vierundzwanzig? Warum durften sich die Lebenstage nicht ein bisschen vermischen?

"Aber ich möchte von dir eine Antwort hören, deshalb sitzen wir schliesslich hier. Hat meine Tochter, der ich nie begegnet bin und von deren Existenz ich bis vor drei Monaten keine Ahnung hatte ... hat sie nun einen Mörder geheiratet oder nicht?"

[...] wenn es etwas gab, was man in einem Gefängnis lernte, dann zu warten. Nicht übereifrig zu werden, denn, wenn man zehn oder mehr Jahre hinter Schloss und Riegel sitzen musste, war es völlig sinnlos, es eilig zu haben.

Wahrscheinlich stirbt er bereits an diesem schweren Schlag. Arme und Beine zucken ein paarmal, dann liegt er still. Sicherheitshalber sticht sie ihn trotzdem fünf, sechs Mal mit dem Tranchiermesser in den Bauch. Lässt ihn eine Weile liegen und bluten, bevor sie ihn mit der zweiten Decke zudeckt und denkt, wie gut es doch ist, dass sie keine Nachbarn haben.