61 Stunden

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  • ISBN: 978-3764504182
  • Mein Rating: 6/10

Nach einem Busunfall werden Jack Reacher und die anderen Passagiere bei privaten Personen in der Kleinstadt Bolton, South Dakota, untergebracht, da alle Hotels ausgebucht sind und eine Weiterreise aufgrund eines Schneesturms nicht möglich ist. Reacher kommt bei einem Polizisten unter, und erfährt, dass die lokale Polizei angespannt ist, weil sie eine Zeugin in einem Drogenprozess beschützen muss. Doch es gibt ein Problem: bei einem allfälligen Alarm im nahegelegenen Gefängnis müssen alle Polizisten dorthin ausrücken und können somit die Bewachung nicht aufrechterhalten...

61 Stunden ist gut und spannend geschrieben, und wie immer fand ich die Hauptperson Jack Reacher interessant. Die Story selbst fand ich jedoch zu konstruiert, und endet mit einem Cliffhanger, bei dem man im Ungewissen gelassen wird, ob Jack Reacher überlebt. Doch da in der Zwischenzeit weitere "Jack Reacher"-Bücher erschienen sind, dürfte sich die Frage wohl erübrigen... Das Konzept mit dem Countdown von 61 Stunden fand ich ein unnötiges Gimmick, da der Countdown nur die Zeitspanne vom Anfang des Buches bis zum finalen Showdown beschreibt, und somit nur für den Leser ist und nicht Bestandteil der eigentlichen Story ist.

Zitate aus dem Buch

Im Gefängnis war es sehr warm. Es war billiger, etwas mehr Heizöl zu verbrennen, als für die Häftlinge zwei Garnituren Kleidung zu beschaffen, eine für den Sommer und eine für den Winter.

Normalerweise hätte er es für grobes Versagen gehalten, zu einem Termin zu spät zu kommen. Unhöflich und unprofessionell. Aber Gefängnisbesuche waren etwas anderes. Häftlingen bedeutete die Zeit nichts.

Nichts, was der Mühe wert war, liess sich ohne Grübeln und Nachdenken erreichen. Nur durch Grübeln und Nachdenken liessen sich impulsive Fehler vermeiden und kühne Feldzüge planen.

Der Grund, weshalb niemand sich traute, ihn in Hörweite klein zu nennen, war sein ehemaliger Geschäftspartner Martinez. Er hatte mit Plato Streit bekommen, war ausgerastet und hatte ihn einen Zwerg genannt. Martinez war bewusstlos ins beste Krankenhaus von Mexico City eingeliefert worden, dort in einen OP gebracht, auf den Tisch gelegt und in Vollnarkose versetzt worden. Vom Schädeldach weg war ein Massband angelegt worden, und wo es einen Meter fünfzig anzeigte, waren seine Schienbeine etwas oberhalb ihrer Mitte markiert worden. Dann hatte ein OP-Team aus Ärzten und Schwestern ihm beide Beine sauber, ordentlich und fachgerecht amputiert.

Plato hatte ihm ein Genesungsgeschenk mit einer Karte überbringen lassen, auf der stand, er hoffe, sein Geschenk werde gewürdigt, in Ehren gehalten und ständig sichtbar aufgestellt. Wegen der besonderen Umstände wurde dieser Wunsch ganz richtig als Befehl aufgefasst. Martinez' Leute hielten das Geschenk – wegen seiner Grösse, seines Gewichts und weil es eine umherschwappende Flüssigkeit enthielt – für ein Aquarium mit Tropenfischen. Beim Auspacken erwies es sich tatsächlich als Aquarium. Aber ohne Fische. Es war voll Formaldehyd und enthielt Martinez' Füsse, Knöchel und Teile seiner Schienbeine von insgesamt fünfundzwanzig Zentimetern Länge.

Er lebte schon immer nirgends.

"Wollen sie mir erklären, warum ich zwei Krankenwagen anfordern musste?" Reacher sagte: "Weil ich ausgerutscht bin." - "Was?" - "Auf dem Eis." - "Das ist ihre Story? Sie sind ausgerutscht und versehentlich mit ihnen zusammengeprallt?" - "Nein, ich bin ausgerutscht, als ich den grossen Kerl getroffen habe. Das hat den Ellbogenstoss abgemildert. Wäre ich nicht ausgerutscht, würden sie keine zwei Krankenwagen anfordern, sondern einen Krankenwagen und einen Leichenwagen."

"Lieber vorher um Hilfe bitten, als nachher in den Arsch getreten werden."

Plato beendete seinen Nachmittagsspaziergang damit, dass er seinen Gefangenen besuchte. Der Kerl war mit einer Stahlkette um einen Fussknöchel an einem tief in die Erde eingelassenen Betonklotz angekettet. Er war ein Dieb. Er war zu geldgierig gewesen. [...] In dieser Jahreszeit gab es keine stechenden Insekten, und die kleinen nachtaktiven Tiere waren im Allgemeinen zurückhaltend. Deshalb würde der Kerl verhungern oder verdursten, je nachdem, wie viel Regen fiel. Ausser er beschloss, sich selbst zu helfen. In leicht erreichbarer Nähe lag ein Beil. Seine Scheide war scharf, und der Kerl hatte sein Schienbein vor sich. Er hatte das Beil noch nicht benutzt. Plato vermutete jedoch, dass er's tun würde. Im Allgemeinen standen die Chancen fünfzig zu fünfzig. Beweis dafür waren in der weiteren Umgebung einige Witwen und ebenso viele Invaliden, die auf Krücken umherhüpften.

Sein Hauspersonal behandelte Plato immer gut. Kein Dienstbote war misshandelt worden. Zumindest nicht aus der jetzigen Generation. Zwei frühere Dienstboten lagen auf dem Grundstück begraben, aber davon wusste niemand, der heute hier arbeitete.

Der Weisse war nur dem Namen nach weiss. Seine über und über mit Tätowierungen bedeckte Haut sah grösstenteils blau aus.

"Wo ist die Munition?" Janet Salter antwortete: "Im Spiegelschrank oben im Bad." - "Kein sehr logischer Aufbewahrungsort, wenn sich die Waffen in der Bibliothek befinden." - "Ich dachte, ich würde im Ernstfall genügend Zeit haben." - "Das haben viele tote Leute gedacht."

"Ich hab gesagt, sie sollen sich verpissen." - "Ich weiss. Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie ernst nehme?" - "Gegen hundert Leute kommen sie nicht an." - "Das müsste ich gar nicht. Zwei Drittel von euch scheinen Frauen und Kinder zu sein. Also bleiben ungefähr dreissig Kerle übrig. Oder vierzig. Aber die Hälfte von ihnen ist zu fett, um sich bewegen zu können. Mischen sie sich ein, kriegen sie alle möglichen Herzprobleme. Von dem Rest sind ungefähr die Hälfte Feiglinge. Die hauen ab, wenn's ernst wird. Folglich bleiben nur acht, höchstens zehn Kerle übrig. Und mit acht oder zehn von euch nehme ich's leicht auf." Keine Antwort. "Ausserdem komme ich von der Army. Legt ihr euch mit mir an, fährt der nächste Typ, den ihr zu sehen bekommt, einen Panzer."

Er verstand jetzt, warum die Einheimischen im Prinzip alle gleich aussahen: blond sowie rank und schlank. Blond wegen eines Erbfaktors. Rank und schlank, weil sie sich fünf, sechs Monate im Jahr den Arsch abfroren.

"Leute, die ganz allein sind, wenn sie ein Verbrechen entdecken, sind manchmal genau diejenigen, die es verübt haben."

Er gab jeden Monat allein hundertfünfzig Dollar für Gummibänder aus. Nur um das Geld bündeln zu können, das er auf die Bank brachte.

Gross geboren zu sein war ein Hauptgewinn in der Lotterie des Lebens. Klein geboren zu sein war automatisch ein Handicap. Aber nicht hier unten. Hier unten war gross geboren zu sein eine Niete.

"Sie haben in meinem Auftrag drei Leute umgelegt – und jetzt empört es sie, dass ich stehle? Von irgendeinem dummen Russen, den sie nie gesehen haben?"